Rezension

Eine Hausmeisterin auf der Suche nach einem Mörder

Die tödliche Tugend der Madame Blandel - Marie Pellissier

Die tödliche Tugend der Madame Blandel
von Marie Pellissier

Die Gardienne Lucie ist schon über 40 Jahre für das Haus Place des Vosges Nr. 3 zuständig. Als Hausmeisterin ist sie nicht nur für Ordnung und Sauberkeit in Haus und Hof verantwortlich, sie ist zudem sowas wie die Mutter des Hauses. Hilft, wo Hilfe nötig ist, ohne lange zu fragen. Die Bewohner lieben sie. Zusätzlich zu den Hausmeisteraufgaben verdient sie sich ein kleines Zubrot, indem sie für einige Bewohner die Wäsche wäscht und diese bügelt. Sie kommt mit allen gut aus, bis auf Madame Vanessa Blandel, die ihr gegenüber hochmütig und kleinlich auftritt.
Als Lucie einmal zu Madame Blandel in die Wohnung mittels ihrem Zweitschlüssel geht, weil sie nur schnell die Wäsche wegbringen wollte, sieht sie, das es im Schlafzimmer ziemlich wüst aussieht. Sie weiß, dass Madame einen Liebhaber im Haus hatte, räumt aber still und heimlich alles auf, damit der Mann das nicht sehen muss.
Ein paar Tage später wird Madame Blandel tot aus der Seine gezogen.
Als Lucie das bewusst wird, weiß sie auch, dass sie eventuelle Spuren des Mörders durch ihre Aufräumaktion hat verschwinden lassen.
Nun ist guter Rat teuer. Um den Verdacht nicht auf sich selbst zu lenken, muss es ihr gelingen, selbst den Mörder zu finden.

Eine Hausmeisterin auf den Spuren von Sherlock Holmes und das in der Stadt der Liebe, Paris, ist mal was ganz neues.
Um von sich selbst abzulenken und nicht in das Visier der Polizei zu geraten, versucht eine Hausmeisterin, den Mörder selbst zu finden.
Ihr Mann Antonio will, dass sie aufgrund ihrer nun festgestellten Diabetes endlich ein wenig kürzer tritt, aber Lucie kann nicht aus ihrer Haut. Eher vergisst sie sich selbst und ihre Belange, als dass sie andere im Stich lässt.
Antonio weiß von all dem, was Lucie so treibt, nichts und würde es auch nicht gutheißen.

Ganz langsam kommt Lucie mit ihren Ermittlungen weiter. Sie zapft den unfähigen aber ehrgeizigen Polizisten Legrand an, um an Informationen zu gelangen. Ein für mich unsympathischer großkotziger Polizist.

Lange Zeit bleibt man als Leser im Ungewissen, in welche Richtung sich die Ermittlungen entwickeln. Man rätselt mit und ist bei jeder neuen Erkenntnis überrascht. Die Autorin versteht es geschickt, den Leser immer wieder ins neue Ungewisse zu schicken, so dass es lange dauert, bis sich ein wenig Licht am Horizont zeigt.

Die Protagonistin Lucie ist eine Frau, die man gern als Freundin hätte. Hilfsbereit, loyal, wahrheitsliebend und ein klein wenig verrückt ist sie, aber das muss sie wohl sein, wenn sie sich auf die Suche nach einem Mörder macht.
Sie gerät zum Teil auch in Situationen, die nicht nur peinlich sein könnten, sondern den Leser auch noch zum Schmunzeln animieren. 

Nachdem sie sich in die Suche nach dem Mörder verbissen hat, lässt sie auch nicht mehr locker und bringt sich auch selbst in Gefahr.

Obwohl der Krimi ein paar Längen hatte, ließ er sich gut lesen. Die Story hat einen interessanten Plot, der von der Autorin sehr gut umgesetzt wurde.

Ein Krimi mit einem unüblichen Ermittler in der französischen Hauptstadtmetropole und einem überraschenden Ende.