Rezension

Ein wichtiges Buch

Der ehemalige Sohn -

Der ehemalige Sohn
von Sasha Filipenko

Bewertet mit 5 Sternen

"Meine inständige Hoffnung ist, dass dieses Buch in meinem Land eines Tages nicht mehr aktuell sein wird." - Sasha Filipenko

Mit diesem Roman zeichnet Filipenko ein aufwühlendes Porträt eines Landes unter diktatorischer Herrschaft, der so regimekritisch ist, dass er in seinem Heimatland nur unter dem Ladentisch verkauft wird. Ein politischer Roman, der im Original bereits 2014 erschienen ist, aber bis heute nichts an seiner Aktualität verloren hat und mit dem Finger auf die staatliche Repressionen im Leben der Belarussen zeigt.

Es geht um den sechzehnjährigen Belarussen Zisk, der während einer Massenpanik ins Koma fällt. Zehn Jahre später erwacht er und stellt fest, dass sich in seinem Land nichts verändert hat. Der autoritäre Präsident ist immer noch an der Macht, friedliche Proteste gegen das Regime werden niedergeschlagen, Oppositionelle werden ermordet. Filipenko lässt seine Charaktere witzeln: Wir leben im besten Land für Komapatienten und egal wie lange sie im Koma liegen, hier ändert sich ja doch nichts, was man verpassen würde.
Der Schreibstil ist kurz und knapp, direkt und auf den Punkt. Monologe machen einen Großteil der Handlung aus, sodass die Charaktere uns unverblümt an ihren Gedanken teilhaben lassen. Filipenko schreibt zynisch von Lukaschenkos Land, das in der Zeit festgefahren ist. Viele Ereignisse im Roman beruhen auf wahren Begebenheiten und machen den Roman für mich zu einem wichtigen Stück Zeitgeschichte, die einen wortlos zurücklässt und es unbedingt wert ist, gelesen zu werden.