Rezension

Ein tolles Team

Die Hausboot-Detektei – Tödlicher Genuss -

Die Hausboot-Detektei – Tödlicher Genuss
von Amy Achterop

Bewertet mit 5 Sternen

Wegen einer abfälligen Bemerkung über ihre leicht geistig behinderte Schwester Isa legt Maddie einen pensionsreifen Grundschulrektor aufs Kreuz – und verliert prompt ihre Stelle als Krav Maga Trainerin, weil sie damit gegen das Ethos der Selbstverteidigungstechnik verstoßen hat. Nach dem Gerichtsverfahren in Amsterdam wird die nun arbeitslose Maddie vom ehemaligen Kriminalkommissar Arie angesprochen, der gemeinsam mit „Leuten wie ihr“ eine Detektivagentur gründen will. Auch Arie hat seinen Job verloren, nachdem er seinen Kollegen mit seiner Frau erwischte und den Konkurrenten mit der Dienstwaffe bedrohte. Arie verfügt über das Hausboot Lakshmi, einen Neufundländer und exakt null Kapital für eine Existenzgründung in Zeiten der weltweiten Pandemie. Sein Team dagegen kann sich sehen lassen: Jack Addington ist ein kluger Kopf und begnadeter Tüftler, der vollbärtige Jan van Dijk hat ebenfalls seinen Job verloren, als er wegen Passfälschung aus Gründen der Menschlichkeit anonym angezeigt wurde. Elin als Krimiautorin ist für den theoretischen Unterbau und die Fortbildung in Form von Krimiserien zuständig.

Jan und Maddie eint, dass beide mit Eltern geschlagen sind, die die Identität ihrer Kinder ignorieren. Das betrifft bei Maddie ihre leicht behinderte jüngere Schwester Isa, die sie mit Hilfe ihrer allerbesten Freundin Juanita betreut; Jans Mutter leugnet beharrlich die Realität, dass Jan ein trans Mann und keine Tochter ist. Die Detektive des Teams, die sich Rollenklischees entziehen, sind jeder entweder vorbestraft + arbeitslos, verlassen + betrogen, vereinsamt in einer Schaffenskrise oder von ihren Eltern nicht respektiert.

In seinem ersten Fall soll das Quartett eine Sterneköchin ausspionieren, die mit ihrem Konkurrenten Gabriel um die Ausrichtung der pompösen Hochzeitsfeier eines Investment-Bankers kämpft. Gabriel will wissen, welches Dessert Femke Baas für den Wettkampf vorbereitet – und sich dafür nicht lumpen lassen. Wirtschaftsspionage im Milieu der Sterneküche also. Die Leiche eines berühmten Sommeliers in einer Amsterdamer Gracht könnte allerdings den Wettstreit zwischen Praline oder Sorbet unangenehm komplizieren. Ein weiterer Leichenfund konfrontiert das Team vom Hausboot mit einer Branche, in der mit harten Bandagen gekämpft wird. Aufgelockert mit rührenden Nebenhandlungen um ein mutterloses Eichhörnchen und Juanitas unentbehrliche Fürsorge für Isa habe ich gern über Auswüchse in der Food-Branche gelesen. Die Besetzung mit hinreißenden, erfrischend „diversen“ Figuren bringt alle Voraussetzungen für das Binge-Lesen der Serie mit. Von jeder der Figuren im Alter zwischen 20 und 40 sind in weiteren Bänden gesträubte Federn auf dem Weg zu neuen Liebesbeziehungen zu erwarten. Besonders gespannt bin ich auf Isas und Jans Entwicklung.