Rezension

Ein Jahres-Lesehighlight - Weltreise einer außergewöhnlich mutigen Frau

Fräulein Stinnes und die Reise um die Welt -

Fräulein Stinnes und die Reise um die Welt
von Jansen Lina

Bewertet mit 5 Sternen

Die Geschichte von Clärenore Stinnes (1901-1990) und ihrer Weltreise von 1927-1929 mit dem ersten serienmäßig herstellten Auto der Firma Adler ist ein ganz wunderbares Buch über den Mut einer jungen Frau in einer Zeit als üblicherweise Frauen von ihren Eltern noch verheiratet wurden und für Haushalt und Kinder zuständig waren. Obwohl Clärenore aus einer reichen Industriefamilie stammt, hat sie von dort kein Geld für diese Reise erhalten. Auch die Adler-Werke haben lediglich das Auto bzw. zwei Autos beigesteuert und den Lohn der zwei Mechaniker bezahlt. Alle weiteren finanziellen Mittel für die Reise hat Frau Stinnes von Sponsoren eingeworben. 

Das 1929 veröffentlichte Reisetagebuch Im Auto durch zwei Welten von C. Stinnes diente der Autorin als Vorlage für ihren Roman. 

Der Schreibstil ist temporeich und kurzweilig, und es war ein großes Vergnügen, die Reisegruppe auf ihrer strapaziösen Weltreise zu begleiten. Sie lernen viele gefährliche Situationen zu überbrücken und zu überleben. Manchmal hilft einfach nur Mut zum Handeln oder Mut zur Flucht. Das Buch ist sehr spannend und nah geschrieben und ich habe an vielen Stellen mitgezittert. Sehr gerne hätte ich allerdings noch mehr Fotos außer dem auf dem Cover abgedruckten gesehen. 

Die Autorin Lina Jansen vermutet, wäre Clärenore Stinnes ein Mann gewesen, wäre sie in die Geschichte eingegangen und ähnlich wie Charles Lindbergh berühmt geworden. So hat sie ihr mit diesem Buch ein Denkmal gesetzt.

Für den Roman kann ich eine uneingeschränkte Leseempfehlung geben. Es wird Lesende ansprechen, die gern in eine andere geschichtliche Zeit eintauchen und hautnah die Schwierigkeiten der ersten Weltumrundung mit einem Automobil kennenlernen möchten. Wer allerdings zusätzlich zahlreiche Beschreibungen von Sehenswürdigkeiten erwartet, wird enttäuscht werden.