Rezension

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Biographie zwischen bewegend und bedrückend

Der Honigbus - Meredith May

Der Honigbus
von Meredith May

Bewertet mit 4 Sternen

Als Meredith fünf ist, zieht ihre Mutter mit ihr und dem kleinen Bruder Matthew quasi über Nacht an die andere Seite Amerikas, weg von dem Vater, hin zu den Großeltern. Keiner erklärt ihr oder ihrem Bruder die Situation oder beantwortet Fragen. So muss Meredith mit dem Verlust ihres Vaters zurechtkommen. Und auch ihre Mutter scheint verloren: Sie zieht sich vollkommen zurück und ist nicht mehr da. Auch die resolute Großmutter ist in dieser Zeit keine große Hilfe. Zwar stellt sie Wohnung, Geld und ein 'neues Leben' zur Verfügung, bietet dabei jedoch keine emotionale Stütze. So sucht und findet Meredith Halt in ihrem Großvater und seinen Bienen. Sie lernt von ihm alles, was es über Bienen und die Imkerei zu wissen gibt und nimmt sich an der Lebensweisheit der Bienen ein Vorbild.

Rund 50 Jahre später schreibt Meredith May ihre Lebenserinnerungen auf und veröffentlich diese in dem vorliegenden Buch. Es ist nicht Fiktion, wenn von Meredith, den Bienen und der qualvollen Kindheit berichtet wird. Es ist autobiographisch. Die veröffentlichten Gedanken und Erinnerungen handeln von der Kindheit und sind teilweise auch als kindliche Gedanken und Fragen formuliert, bei denen die Formulierungen aber oft eher denen einer erwachsenen Frau entsprechen.

Als Leser erfährt man vom Heranwachsen der Autorin, von der Einschulung, vom Außenseiterdasein in der Schule, von ersten Freundschaften. Von Erfolgen und Misserfolgen. Von den zunächst seelischen und später auch körperlichen Qualen, die sie durch ihre Mutter erleiden muss. Nebenbei erfährt man viel über die Bienen und die Imkerei.

Man muss sich auf das Buch einlassen, auf die vielen Beobachtungen der Natur und der Bienen und die Weisheiten, die von ihnen kommen können.

Ich bin selbst Scheidungskind und aus 'nicht ganz einfachen Verhältnissen' und fand mich in vielen kleinen Situationen und Gedanken wieder. Ich selbst fand das Buch daher an einigen Stellen durchaus heftig und kann mir vorstellen, dass es anderen Menschen die entweder ähnliches erlebt haben, oder sehr empathisch und/oder sensibel sind, ähnlich ergehen könnte. Es gibt Passagen, in denen die Vernachlässigung der Kinder sehr deutlich werden, in denen man eigentlich von Missbrauch sprechen muss.

Es ist nicht unbedingt (nur) eine leichte, luftige, fröhliche Erzählung, wie es Cover und Titel suggerieren.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 25. April 2019 um 22:08

Ja, vielversprechender als das Cover verheißt. // Das ist keine Spoilerrezi. Irgendwas vom Inhalt her darf man schon sagen.

leseliebelei kommentierte am 27. April 2019 um 00:19

Ja, da hast Du natürlich Recht. Ich selbst hasse (!) allerdings Spoiler jedweder Art abgrundtief und bin daher lieber übervorsichtig...