Rezension

Super!

Muss ich das gelesen haben? -

Muss ich das gelesen haben?
von Teresa Reichl

Bewertet mit 5 Sternen

Die Bücher-Detektivin

Theresa Reichl begeistert mich mit ihrer direkten Art und ihrem literarischen Wissen, welches sie wie nebenbei fallen lässt. Der sogenannte Literaturkanon besteht fast ausschließlich aus Büchern welche von männlichen und auf vielerlei Ebenen priviligierten Autoren geschrieben wurden. Frauen kommen so gut wie nicht vor. Völlig ausgeblendet werden arme schreibende Menschen und schreibende Menschen mit Behinderung, sowie Autoren aus anderen Kulturen und queere Literaten, bzw konnten und können diese Literaten nicht offen schreiben was sie bewegte und wie sich ihr Alltag gestaltete, was sich auch in der von uns ind den Schulen gelesenen Literatur niederschlägt, wie zum Beispiel Thomas Mann, der vermutlich seine erotischen Gefühle zu Männern in eine Geschichte fasste, die Thematisch kritisch zu betrachten ist, weil er beschreibt, wie sich ein Mann zu einem Minderjährigen hingezogen fühlt (Der Tod in Venedig). Diese Geschichte endet Tragisch für den älteren Protagonisten. Reichl sieht in Klassikern wie diesen nicht das Potential, junge Menschen zum Lesen, Nachdenken anzuregen und an Literatur Wachsen zu lassen. Die Autorin plädiert für moderne literarische Vielfalt im Unterricht. Sie lässt uns alle zu Literatur-DetektivInnen werden. Wir sollen aktiv nach Vielvalt und vieleicht auch nach Unbequemen ausschau halten um uns und die Schulen mit den neuen Werken zu bereichern. Reichls Schreibstil ist oft hochemotional. Dass kann mitreißen aber auch ein wenig abschrecken. Die Botschaft aus "Muss ich das gelesen haben" kam aber bei mir durchweg positiv an. Wer traut sich schon große Dichter und Denker als von uns als groß und wichtig aufgebläht darzustellen. Dabei hat mir besonders gefallen, dass die Autorin sich mit allen ihr unbequem erscheinenden Werken und dessen Autoren eingängig beschäftigt hat., und nicht nur einen Rundumschlag hinlegt, sondern differenziert und sich einfach ganz und gar solidarisch mit den heutigen LeserInnen bzw SchülerInnen zeigt. Ich bin auf diesen 232 Seiten jedenfalls nicht dümmer geworden, sondern werde mich jetzt auf die Suche nach unbekannten AutorInnen/SchriftstellerInnen machen.