Rezension

Anregungen für einen diversen und vielfältigen deutschen Literatur-Kanon

Muss ich das gelesen haben? -

Muss ich das gelesen haben?
von Teresa Reichl

Bewertet mit 5 Sternen

In „Muss ich das gelesen haben?“ richtet sich Autorin Teresa Reichl primär an Jugendliche und hat dabei vor allem ein Ziel, nämlich die klassischen Lektüren in Schulen und Unis zu verändern. Denn was bisher meist gelesen wird ist oft von genau einer gesellschaftlichen Gruppe geschrieben, weißen, wohlhabenden bzw. gutsituierten und christlichen Männern. Und um eines gleich vorweg zu nehmen, das Argument „es gibt ja nichts anderes“ oder „andere Gruppen haben ja nichts geschrieben“ wird in diesem Buch gründlich widerlegt. Denn wie Teresa Reichl nachdrücklich und überzeugend aufzeigt, es gibt sie eben doch, die echten Alternativen! Diese werden vor allem im dritten Abschnitt des Buchs vorgestellt. Zunächst einmal nimmt uns die Autorin aber mit auf einen Crashkurs um zu klären was Literatur ist, was einen Klassiker zum Klassiker macht und was bisher so gelesen wird. Hochinteressant, abwechslungsreich und trotz der komplexen Materie so gar nicht langweilig. Ihr Schreibstil ist dabei bewusst nahe am Umgangsprachlichen und richtet sich an Jugendliche. Dadurch liest er sich auf jeden Fall super flüssig und auch erstaunlich leicht. Ich als Erwachsene, hätte aber auch auf die zahlreichen Anglizismen und andere jugendsprachliche Ausdrücke verzichten können. Im Verlauf des Buchs konnte ich mich an den Stil allerdings erstaunlich gut gewöhnen. Letztendlich überzeugte mich aber der Inhalt. Das Buch punktet wirklich mit jeder Menge Expertise, erhebt dabei aber keinen Vollkommenheitsanspruch. Und auch der Humor der Autorin lockert das Ganze wunderbar auf. Ich für meinen Teil habe jede Menge gelernt, tolle Buchtipps mitgenommen und kann „Muss ich das gelesen haben?“ nur aus ganzem Herzen empfehlen! Letztendlich sollte Jede:r dieses Buch gelesen haben, insbesondere aber auch Lehrer:innen und Dozent:innen.