Rezension

Laut Grundgesetz sind wir alle gleich. So was von.

Muss ich das gelesen haben? -

Muss ich das gelesen haben?
von Teresa Reichl

Bewertet mit 4 Sternen

Muss ich das gelesen haben? Ich weiß nicht, diese Frage stößt mich etwas ab. Muss ich oder mehr will ich. Klar in der Schule gibt es Vorgaben, die eingehalten werden müssen, die oftmals nicht dem eigenen Gusto entsprechen. Aber helfen nicht auch diese Sichtweisen in den Büchern zur Meinungsbildung der Leser und damit auch zur Formung der eigenen Persönlichkeit. Nicht nur. Klar. Aber auch. Und damit sind sie wichtig. Egal ob diese sehr männlichen Sichten der damaligen Zeit uns als Leser nerven, aber sie bringen uns auch zum Lachen, auch wenn einem das Lachen manchmal im Halse stecken bleibt. Aber dies ist in meinen Augen nicht der vordergründige Kritikpunkt in Teresa Reichls Buch. Ihr Punkt ist die Beschränkung in der Literatur auf die männliche Sicht. Und dieses Thema findet meine Zustimmung, denn dies begleitet uns schon lange. Erst in der letzten Zeit, in den letzten Jahren weichen die Grenzen mehr auf und sind etwas durchlässiger geworden. Es werden mehr weibliche Stimmen in den Verlagen herausgebracht, die interessante Thematiken in ihren Büchern der Leserschaft vorsetzen. Mir ist aufgefallen, dass ich etwas mehr weibliche Autoren lese, nicht viel mehr, aber etwas, ja. Stimmen der LGBTQIA+ findet man dagegen weniger, ich hoffe das ändert sich auch noch. Denn auch hier wird die Gesellschaft durch neue Ansichten sicher positiv ergänzt. Denn von etwas nichts zu wissen liebe Schwurbler und Trolle, ist niemals gut, sondern hat etwas mit einem Nicht Haben, Nicht Verstehen zu tun. Und dies hat meines Erachtens etwas mit einem Verlust zu tun. Und wenn jetzt jemand sagt, für einen Verlust muss man etwas vorher gehabt haben. So sage ich stimmt und verweise auf das Verhalten in den indigenen Gemeinschaften mit LGBTQIA+. Denn diese Indigenen verhalten sich meist nicht so abwertend gegenüber diesen Menschen in ihren Gemeinschaften. Sie sehen dies oft als Gewinn für ihre Gesellschaften an. Interessant nicht?!?! Und wenn ich dann noch sage, dass auch wir indigene Wurzeln haben. Oh Gott. Welch Frevel. Und unsere westliche aufgeklärte und christliche Welt sieht LGBTQIA+ nicht als Gewinn. Hhmm. Wo ist da der Haken? Menschlichkeit predigen und Unmenschlichkeit leben. Oder heilig greilig, wie man bei uns sagt. Nun gut. Ein anderes Thema. Oder auch nicht. Wie man es halt sieht. Für mich besteht da schon ein Zusammenhang, denn der oft beschworene alte weiße Mann kommt aus einer christlich geprägten Welt. Und die Hexe muss halt brennen. Oooch. Ich nun wieder.

Nun gut. Das Buch von Teresa Reichl hat mir gefallen, denn es lenkt den Blick auf das Thema und als weiteren Pluspunkt, es stellt Autorinnen der Vergangenheit vor. Von denen ich größtenteils bisher nichts wusste. Wen wunderts. Bei unserer einstigen engstirnigen Ausrichtung. Ein lesenswertes Buch. Der etwas schnoddrige Tonfall. Nun gut. Mich stört der nicht. Ich fand ihn eher amüsant. Teresa Reichl erklärt ja, sie möchte auch die Jugend erreichen. Ob da dieser Ton hilft, keine Ahnung. Aber sie wird schon wissen, was sie tut. Ich vertraue ihr da völlig. 

Hilfreich war dieses Buch allemal und empfehlen kann ich es definitiv. Schon wegen der vergessenen und verdrängten Autorinnen! So schade! Und so traurig! Denn auch dies zeigt nur wieder die Angst des alten weißen Mannes. Vor der Hexe und vor der Autorin, vor der schlauen Frau halt.