Rezension

Spannend, aber zu übertrieben actionreich

Der Sandmann
von Lars Kepler

Bewertet mit 4 Sternen

Joona steht vor einer neuen Herausforderung. Vor 13 Jahren hat er Jurek Walter verhaftet. Damals konnte ihm nur eine konkrete grausame Entführung nachgewiesen werden, aber Joona ist sich sicher, Jurek Walter ist nicht nur verantwortlich für viele weitere vermisste Personen, sondern auch am Selbstmord seines Freundes und Partners, nachdem seine Familie spurlos verschwand. Auch Joona hat damals handeln müssen, hat seine Familie schützen müssen, doch die Angst selbst bei Joona vor Jurek ist immer noch vorhanden. Obwohl Jurek seit 13 Jahren in einem eigenen Hochsicherheitstrakt in Einzelverwahrung lebt.
Doch dann kann ein junger Mann fliehen, Mikhael, der vor 13 Jahren mit seiner Schwester verschwunden ist. Denn man schon längst für tot erklärt hat. Und Joona vermutet gleich, dass nun endlich Bewegung kommt in die Aufklärung der dunklen Machenschaften von Jurek Walter.
Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Das Autorenduo hinter dem Pseudonym „Lars Kepler“ setzt die Reihe um ihren Ermittler Joona fort. Gerade mit diesem Band, der mit seinen ersten Kapiteln identisch ist mit dem letzten Abschnitt aus dem Vorgängerband „Flammenkinder“, ist die Erwartungshaltung sehr hoch, denn schon über ein Jahr mussten die Fans warten, um den Cliffhanger aus dem Vorgängerband aufgeklärt zu bekommen.
Auch dieses Mal hat mich die Sogwirkung des ungewöhnlichen Schreibstils (das Autorenduo schreibt grundsätzlich ihre Bände im Präsens) gefangen genommen und ich konnte das Buch kam aus der Hand legen. Die einzelnen Kapitel sind kurz, so dass man immer noch eins und noch eins lesen möchte, das Buch kaum zuklappen will. Hinzu kommt ein sehr hoher Spannungsbogen, der schon von Anfang an vorhanden ist und bis zum Schluss gehalten wird.
Die Hauptprotagonisten sind der sympathische, eher introvertierte, aus dem Bauchgefühl heraus agierende Ermittler Joona und natürlich die Figur des undurchsichtigen, brutalen Jurek Walters. Darüber hinaus hat in diesem Buch auch Joonas Kollegin Saga Bauer eine große Rolle. Auch alle anderen Nebenfiguren wurden sehr gekonnt und anschaulich beschrieben, so dass ich mir von allen ein gutes Bild machen konnte.
Das Buch liest sich wie ein Actionfilm, anschaulich, so dass bei mir immer ein eigener Film vor den Augen ablief, während ich in der Geschichte versunken war. Aber damit muss ich auch meine Kritikpunkte schon anbringen. Denn viele Situationen waren zu überzogen dargestellt, nicht nachvollziehbar oder zu unlogisch. Nicht alle meine Fragen wurden am Ende geklärt, manches bleibt offen.
Dennoch möchte ich diesem Buch 4 Sterne verteilen, denn es hat mich gefesselt und mitfiebern lassen.