Rezension

Der Sandmann kommt

Der Sandmann
von Lars Kepler

Der vierte Fall um Joona Linna ist endlich erschienen. Ich durfte ihn schon vorab lesen und bin begeistert. Ein Thriller, der zu fesseln versteht und den man auch ohne Kenntnis der anderen Bücher lesen kann.

Inhalt:
Ein junger Mann taucht nach jahrelangem Verschwinden wieder auf. Sein Entführer und Serienmörder, Jurek Walter, sitzt allerdings seit Jahren in Isolationshaft. Hatte er also einen Komplizen, der in den letzten Jahren weitergemacht hat und was ist mit der Schwester, die damals ebenfalls entführt wurde? Um dies herauszufinden muss Kommissar Joona Linna sich die Informationen erschleichen, indem er seine Kollegin Saga Bauer in die Psychiatrie einweisen lässt, damit sie das Vertrauen des Serienmörders gewinnt und Licht und Dunkel bringt.

Setting und Stil:
Lars Kepler gelingt es eine klaustrophobische Atmosphäre zu erzeugen, indem sie den Täter von Beginn an in einer geschlossenen Station platziert. Alles konzentriert sich auf diesen einen Ort und die Aktionen außen herum lassen diesen nie aus den Augen. Die Station, die Mitarbeiter und die Schwierigkeit, dort jemand einzuschleusen werden hervorragend beschrieben. Die restlichen Szenen passen natürlich auch in das schwedische Umfeld.
Auffällig sind die sehr kurzen Kapitel und dadurch bedingten häufigen Sichtweisewechsel. Diese erhöhen natürlich die Geschwindigkeit, führen aber auch zu leichter Verwirrung, da man sich immer wieder umstellen muss.

Charaktere:
Jurek Walter ist als Bösewicht, den es intellektuell zu besiegen gilt, fast von Anfang an Zentrum des Thrillers. Er ist faszinierender Charakter, der immer einen Schritt voraus zu sein scheint, selbst in der Abgeschiedenheit seiner Isolationshaft. Ein würdiger Gegner, der es den Ermittlern nicht wirklich leicht macht.
Kommissar Joona Linna ermittelt deshalb auch die anderen Aspekte des Falls und macht sich auf die Suche nach dem Komplizen und den möglichen Fehlern, die man bei den damaligen Ermittlungen gemacht hat.
Als Bindeglied zwischen Kommissar und Täter dient Saga Bauer, die sich der Gefahr bewusst ist, als sie sich in die Psychiatrie einweisen lässt. Ein spannendes Spiel beginnt und die Charaktere können alle in ihren Rollen überzeugen.
Die Charaktere haben Tiefe, man erfährt einiges über ihren Hintergrund und es ist leicht, sich mit ihnen anzufreunden.

Geschichte:
Die spannende Ausgangssituation schafft es, die Handlung bis zum Ende zu tragen. Ein paar Punkte sind vielleicht etwas unlogisch oder schwer nachzuvollziehen, aber da auch nicht jede Kleinigkeit aufgeklärt werden kann, sollte man dies verzeihen. Ansonsten geht es durchgehend spannend zu, die Familie des Entführungsopfers bietet einiges zu erforschen, Linna und sein Team haben etliches zu tun und der Ende kann völlig überzeugen.

Fazit:
Den Autorenduo Lars Kepler ist es auch im vierten Roman gelungen, ihr hohes Niveau beizubehalten. Der spannende Thriller fesselt von Anfang an und es bringt einfach Spaß, eigene Rückschlüsse über den Sandmann zu machen. Die kurzen Kapitel sind gewöhnungsbedürftig, die Logik wird manchmal etwas strapaziert aber insgesamt ist Der Sandmann ein packender Lesespaß für alle Thriller und Krimifans. Ein literarischer Ausflug in den hohen Norden, der uns zu einem gefährlichen Täter führt, der weder Schmerz noch Reue verspürt.