Rezension

Ein Pageturner erster Klasse

Der Sandmann
von Lars Kepler

Bewertet mit 5 Sternen

Jurek Walter, ein gefährlicher Serienmörder, sitzt in der Isolationszelle der psychiatrischen Klinik. Wenn die Ärzte oder das Pflegepersonal der Psychiatrie seine Zelle betreten, dann nur mit Ohrenschützern. Denn Jurek kann Menschen beeinflussen.  Nach einem Treffen mit ihm sind sie total verstört und begehen Selbstmord. Daher hat jeder in der Klinik Angst vor Jurek.

Dann passiert das Unfassbare. Eines seiner Opfer, Mikael, der vor 13 Jahren zusammen mit seiner Schwester Felicia verschwunden ist, taucht wieder auf.  Er ist stark abgemagert und hat die Legionärskrankheit. Joona Linna rollt den Fall neu auf und versucht, Felicia zu retten. Die Zeit drängt, da die Schwester vermutlich auch mit der Legionärskrankheit infiziert ist und die Krankheit nun lebensbedrohlich sein kann. Joona ist sich sicher, dass Jurek einen Komplizen haben muss, der die Opfer am Leben erhalten hat.  Doch Mikael kann ihm nicht helfen, er redet nur vom Sandmann und einer Kapsel, in der er jahrelang untergebracht war. Wo er sich dreizehn Jahre lang aufgehalten hat, kann er nicht sagen. Joona schickt seine Kollegin Saga Bauer in die Psychiatrie. Sie soll Jureks Vertrauen gewinnen und den Aufenthaltsort seiner Schwester herausfinden. Ansonsten bieten sich wenige Anhaltspunkte, um mit den Ermittlungen zu beginnen. Wer Jurek Walter ist und wo er herkommt, ist nicht bekannt. Auch sonst hat Joona nicht sehr viel, um Felicia retten zu können. Er setzt auf seine Freundin und Kollegin Saga, der nicht bewusst ist, in welche Gefahr sie sich begibt.

Das Autorenteam arbeitet mit verschiedenen Erzählsträngen der einzelnen Personen und mit kurzen Kapiteln, was die Handlung schnell vorantreibt und uns kaum Zeit lässt,  Atem zu holen. Sie schreiben ungewöhnlicherweise im Präsens, was dazu führt, dass wir Leser noch mehr mitten in das Geschehen geworfen werden. Wir bekommen die Erlebnisse von Saga in der Psychiatrie intensiv geschildert und begleiten Joonas Ermittlungsversuche.

Der Spannungsbogen ist von der ersten bis zur letzten Seite sehr hoch. Dem Leser wird oft zugemutet, sich einiges zusammenzureimen, da die Autoren nicht alles bis ins kleinste Detail  erklären, sondern uns einige Dinge erahnen lassen. Das gefällt mir an diesen Thrillern  unheimlich gut. Was uns noch unlogisch erschien oder Fragen aufwarf, wird fast alles gegen Ende geklärt. Manche Dinge werden wohl erst im Folgeband beantwortet  (bitte, bitte, lasst mich nicht so lange auf den Folgeband warten ..).

Joona Linna gefällt mir sehr gut, er arbeitet intuitiv und eher unkonventionell. Er ist als liebenswerter Einzelgänger zu charakterisieren. Jurek Walter bleibt geheimnisumwittert und ist sehr manipulativ. Dieser Serienmörder erinnerte mich etwas an Hannibal Lecter. Die taffe Saga Bauer, die sich für Felicia in Gefahr begibt, und unschöne Dinge in der Psychiatrie erleiden muß, ist eine sehr interessante Persönlichkeit, die mich etwas an Lara Croft erinnert.

"Der Sandmann" ist ein actionreicher Thriller, der atemlose Spannung verspricht und ein Pageturner sondergleichen ist.  Manche Leser mögen diesem Thriller vorwerfen, er wirke etwas zu konstruiert. Das stört mich normalerweise auch, hier komischerweise überhaupt nicht.

Meine hohe Erwartungshaltung nach "Flammenkinder" haben die beiden Autoren noch einmal übertroffen. 5/5 Sterne gibt es von mir und meine absolute Leseempfehlung für diesen außergewöhnlichen Thriller. Ich habe Joona Linna erst mit dem vorherigen Band "Flammenkinder" kennengelernt. Sinnvoller ist es sicherlich, beim 1. Band der Reihe zu beginnen. Es ist aber nicht zwingend notwendig.

Kommentare

Karithana kommentierte am 04. März 2014 um 16:47

Danke für die Rezi. Das Buch liegt seit längerem auf meinem SuB. Vielleicht sollte ich es vorziehen :-)