Rezension

So Americana

Wenn aus Funken Flammen werden -

Wenn aus Funken Flammen werden
von Abby Jimenez

„Wenn aus Funken Flammen werden“ habe ich während und kurz nach den US-Wahlen gelesen. Das war eine gute, wenn auch unbewusste Entscheidung, denn dieses Buch transportiert ein typisch amerikanisches Lebensgefühl. Die Atmosphäre erinnert mich an Fernsehserien wie „Chicago Fire“ mit All-American-Heroes und vor allem ganz viel Drama. Aber auch mit einem sehr wichtigen Thema, das in der zeitgenössischen Frauenliteratur mehr Beachtung finden sollte.

Inhalt:
Nachdem Feuerwehrmann Josh sich von seiner Freundin getrennt hat, weil diese keine Familie gründen möchte, zieht er nach Kalifornien und nimmt einen Job auf der Wache seines besten Freunds Brandon an. Hier trifft er auch auf Kristen, die beste Freundin von Brandons Verlobter Sloan. 
Kristen scheint ihr Leben im Griff zu haben. Sie führt einen erfolgreichen Online-Shop für Zwerghunde-Zubehör. Außerdem wartet sie darauf, dass ihr Freund von der Army nach Hause kommt, damit sie endlich in ein gemeinsames Leben starten können. 
Trotzdem knistert es sofort heftig zwischen Josh und ihr. 
Doch die alte Beziehung ist nicht einmal das größte Problem, das sich den beiden in den Weg stellt. Kristens leidet nämlich unter Uterusmyomen. Neben einem völlig gestörten Zyklus mit starken Blutungen und schrecklichen Schmerzen bedeutet das auch, dass sie als unfruchtbar gilt. Ihre gesundheitlichen Probleme sind so gravierend, dass der Termin für eine Gebärmutter-Entfernung bereits feststeht. Allerdings möchte Kristen auf keinen Fall, dass ein Mann seinen Wunsch nach Familie für sie aufgibt. Und Josh's Wunsch nach Familie ist groß. 

Meine Meinung:
Von der Autorin hatte ich zuvor noch nie gehört. Für „Wenn aus Funken Flammen werden“ habe ich mich entschieden a) weil ich das so wichtige Thema Unfruchtbarkeit würdigen wollte und b) weil ich unter Anderem ein Cover-Käufer bin. Und in diesem Fall hat mich das Cover wirklich sehr angesprochen.
Ich war im Vorfeld nicht darauf gefasst, wie viel in diesem Buch eigentlich geschieht! Kristens Unfruchtbarkeit und die anstehende OPs sind nur ein Thema. Da ist auch noch die Beziehung, in der sie steckt, als sie Josh kennenlernt, das Verhältnis zu ihrer Mutter und natürlich der große und doch sehr überraschende Turning-Point, der das Buch nach etwa Zweidritteln noch einmal in eine völlig neue Richtung lenkt. Es ist so viel Drama, dass es mich zeitweise wirklich an diese typisch amerikanischen Serien erinnert hat, in denen man nie sicher sein kann, welches Hindernis die Drehbuchautoren den Protagonisten als nächstes in den Weg werfen. Aber das meine ich in diesem Fall durchaus positiv. „Wenn aus Funken Flammen werden“ wird wirklich nie langweilig!

Unsere männliche Hauptfigur Josh hätte perfekt in dieses Setting gepasst. Er ist ein starker Feuerwehrmann und Rettungssanitäter, geht gerne auf die Jagd und verweist in brenzligen Situationen auch mal darauf, dass er jetzt lieber seine Waffe dabei hätte. Gleichzeitig kuschelt er aber auch gerne oberkörperfrei mit Kristens Zwerg-Yorkie Stuntman Mike. An diesen Hund habe übrigens auch ich mein Herz verloren. Mit Hunden in Büchern kann man mich einfach immer wieder kriegen!
Kristen ist pragmatisch und sarkastisch. Zu Weilen auch etwas launisch, vor allem, wenn es ums Essen geht. Das hat mich persönlich zeitweise ein bisschen genervt. Genauso wie ihre Dickköpfigkeit. Sie hat sich über eine lange Strecke des Buchs hinweg wirklich keinen Millimeter bewegt. Obwohl ich ihre Einstellungen und Absichten immer sehr ehrenhaft und selbstlos fand. Grundsätzlich ist sie eine realistisch gezeichnete Protagonistin, mit einem starken moralischen Kompass. 
Ganz besonders gefallen haben mir die wundervollen Freundschaften, die in diesem Buch gezeigt wurden. Solche Freunde kann man sich wirklich nur wünschen! 
Über das Ende der Geschichte musste ich mir erst einmal Gedanken machen. Ich war hin und her gerissen, obwohl ich es rein subjektiv geliebt habe. Im Zusammenhang mit dem Nachwort der Autorin konnte ich jedoch verstehen, wieso sie es gewählt hat. Ob es am Ende jedoch dem Thema gerecht wird, weiß ich immer noch nicht.
Der Schreibstil von „Wenn aus Funken Flammen werden“ war durchweg angenehm zu lesen. Ein kleiner Kritikpunkt ist, dass mir Kristens Aussagen - vor allem im ersten Teil des Buchs - manchmal ein bisschen zu derb waren. Aber ich glaube, das ist Geschmackssache.

Fazit:
„Wenn aus Funken Flammen werden“ ist ein rundum gelungenes Buch, das nie langweilig wird. Ich konnte es kaum aus der Hand legen und werde es bestimmt auch irgendwann noch einmal lesen. Außerdem steht der Folgeband schon fest auf meiner Wunschliste für 2021.  
Der fehlende Funke für die fünf Sterne wollte allerdings nicht ganz überspringen.