Rezension

Ölands triste und düstere Atmosphäre

Inselfeuer - Sylvia B. Lindström

Inselfeuer
von Sylvia B. Lindström

In diesem Roman geht es mehr um das Zusammenwirken sozialer und psychologischer Komponenten als um einen Kriminalfall.

Auf der schwedischen Insel Öland geht zehn Jahre, nachdem in einem niedergebrannten Wohnhaus die verkohlte Leiche des Besitzers gefunden wurde, wieder ein Feuerteufel um. Die Inselbewohner verdächtigen Jorma Brolin, der damals mangels Beweisen freigesprochen wurde. Auch diesmal beteuert er seine Unschuld.

Sylvia Lindström hat mit Inselfeuer ihren ersten Kriminalroman geschrieben. Diese Genrezuweisung ist irreführend, denn die Autorin legt ganz entschieden ihr Hauptaugenmerk nicht auf den kriminellen Aspekt der Geschichte. Der bleibt eher im Hintergrund, will sich nicht recht entwickeln, Spannung wird erst zum Ende hin aufgebaut. Nein, viel wichtiger sind ihr die Menschen und deren Vergangenheit, in welcher die Gründe für Charaktere und Verhalten zu finden sind. Sie sind allesamt sehr ambivalent, zeigen ihre dunklen Seiten und stoßen damit ab, bleiben fremd. Folgerichtig sind auch die Beziehungen untereinander kompliziert. In der überschaubaren Lebensgemeinschaft der Insulaner sind die Schicksale auf mannigfache Weise miteinander verwoben. 

Es ist schwierig, in die Handlung hineinzutreten. Zu oft wechselt der Schauplatz, immer neue Aspekte tauchen auf, Personen verstummen für lange Zeit, um dann in neuen Zusammenhängen wiederzukehren. Es gibt niemanden, der zur Identifikation einlädt. Man bleibt seltsam unberührt.

Die Insel Öland ist stimmungsvoll eingefangen. Abseits der Touristensaison umhüllt ihre triste, schwere Atmosphäre das gesamte Geschehen. Hier offenbart sich in besonderem Maß das Potenzial des Schreibstils, der sich durch  kritische und exakte Beobachtungen auszeichnet.

An der Geschichte sind kleine logische Schwächen zu beklagen. Nicht alles gelingt schlüssig und einleuchtend. 

Die Bewertung wäre besser geraten, wären die Erwartungen durch Cover und Klappentext, auch durch die Bewerbung, nicht in eine völlig falsche Bahn gelenkt worden. Wer sich von der Vorstellung, hier einem packenden Kriminalfall zu begegnen, lösen und sich anstatt dessen auf das Zusammenwirken sozialer und psychologischer Komponenten einlassen kann, wird an diesem Roman seine Freude haben.