Rezension

Für Schweden- und Pferdeliebhaber

Inselfeuer - Sylvia B. Lindström

Inselfeuer
von Sylvia B. Lindström

Während Anwältin Alasca Rosengren im schwedischen Kalmar als Verteidigerin für missbrauchte Opfer an deren Seite vor Gericht steht, geht daheim auf der Insel Öland der Feuerteufel um. Das Misstrauen der Bevölkerung gilt vor allem einem: Jorma Brolin, dem Allroundhandwerker, der Mann für alle Fälle. Es entwickelt sich ein Netz aus Verdächtigungen und Verwicklungen, angeheizt noch durch die Internetplattform "Flashback". Aber was geschah wirklich in den Nächte, in denen der Himmel durch die Feuersbrunst erhellt wurde und etliche Opfer ihr Leben in den Flammen lassen mussten? Was hat Alascas Sohn Kristian damit zu tun, der sich seit einiger Zeit seltsam verhält? Spielt Alascas Vergangenheit bei den Verbrechen eine Rolle? Wo liegt der Schlüssel zu den Verbrechen? Zeit, sich den vielen unbeantworteten Fragen zu stellen...

"Inselfeuer" ist zwar als Kriminalroman veröffentlicht worden, in meinen Augen aber viel mehr eine Gesellschaftsstudie über die Öländer mit einem kriminalistischen Anteil. So passiert in der ersten Hälfte des Romans nicht sehr viel; wir begleiten die verschiedenen Figuren in ihrem Alltag und lernen nach und nach ihre aktuelle Lebenssituation kennen. Wer Spannung von Anfang an erwartet, könnte hier etwas enttäuscht sein, da es an Dynamik ziemlich mangelt. Mir hat der Blick ins Innenleben der Protagonisten recht gut gefallen, auch den Schauplatz Öland lernt man bei dieser Gelegenheit besser kennen. 

In der zweiten Hälfte wird es krimineller; auf Öland brennt es wieder und ich konnte erstmals Spekulationen über den Täter oder die Täterin anstellen. Die Verbrechen und die Ermittlungen bleiben aber sehr dezent im Hintergrund; es geht nach wie vor darum, wie die Ölander damit umgehen und welche Reaktionen ausgelöst werden. Interessant, wie die Hemmungen fallen, sobald man im Internet unter Nickname seine Meinung posten kann - hier entsteht sozusagen eine Parallelwelt der Insulander, in der sie vermeintlich kein Blatt vor den Mund nehmen müssen.

So langsam wie sich der Fall anlässt, so überhastet endet er. Mir ging das viel zu schnell, obwohl die Auflösung an sich schlüssig und für mich ok war. Aber am Ende bleiben doch sehr viele Fragen offen, für mich zu viele. Das hätte ruhig noch ein bisschen ausführlich ausgearbeitet werden können.

Gut gefallen haben mir als Pferdefreundin die Pferdeszenen, die sehr harmonisch in die Handlung eingebettet sind. Leider hat auch Sylvia B. Lindström eine ihrer Pferdefiguren aus dem Transporter "auf die Knie fallen" lassen, was natürlich anatomisch nicht geht, auch wenn jeder weiß, was gemeint ist. Von einer Equitherapeutin, die auch Anatomiekurse gibt, erwarte ich mir hier aber Korrektheit.

Und noch ein Wort zum Schreibstil. Insgesamt kam ich ganz gut zurecht damit, aber zwischendurch gibt es immer wieder Passagen, in denen sehr kurze, abgehackte Sätze aufeinanderfolgen. Das bremste mich immer wieder in meinem Lesefluss aus und ich empfand den Stil deswegen stellenweise ziemlich unrund. Geschmacksache, aber es sollte gesagt werden.

Ich empfehle das Buch gerne an LeserInnen weiter, die ruhige und sich langsam entwickelnde Geschichten mögen und nicht unbedingt Tempo und Action brauchen. Wer noch dazu Schweden und Pferde liebt, der soll es ruhig mal damit versuchen.