Rezension

Nicht ganz gelungener Auftakt einer vielversprechenden Trilogie

Die Wintergarten-Frauen. Der Traum beginnt -

Die Wintergarten-Frauen. Der Traum beginnt
von Charlotte Roth

Bewertet mit 3.5 Sternen

MEINE MEINUNG

Der historische Roman „Die Wintergartenfrauen – Der Traum beginnt“ von der deutschen Autorin Charlotte Roth ist der viel versprechende Auftakt einer neuen als Wintergarten-Trilogie angelegten Saga, die im krisengeschüttelten Berlin in den 1920er Jahren angesiedelt ist.

„Die Wintergartenfrauen“ präsentiert sich als eine abwechslungsreiche Geschichte um drei faszinierende Frauen, ihren Hoffnungen und Lebensträumen aber auch ihren Enttäuschungen, Niederlagen und ihrem Überlebenskampf in schweren Zeiten. Zusammen mit facettenreichen, historischen Einblicken und zarter Liebesgeschichte sorgt er zwar für gute, kurzweilige Unterhaltung, konnte mich aber leider nicht richtig packen.

Der Autorin ist ein facettenreiches Portrait jener turbulenten, aber für viele auch sehr entbehrungsreichen Zeit voller politischer, wirtschaftlicher und sozialer Umbrüche gelungen. Doch neben all dem glamourösen Glanz der Goldenen Zwanziger mit seinen Vergnügungen und einer illustren Künstlerszene, erhalten wir auch Einblicke in die unfassbare Not und Elend der Menschen in der zunehmend durch Armut, Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot und Hyperinflation gebeutelten Stadt.

Mit ihrem flotten, sehr lebendigen Erzählstil versteht es Roth, uns rasch in die interessante Geschichte um die junge Nina von Veltheim hineinzuziehen, die im Wechsel aus unterschiedlichen Perspektiven wird. Wir lernen Nina als eine bemerkenswert mutige, ehrgeizige und selbstbewusste Protagonistin kennen, die mit ihrem großen Traum, voller Optimismus und hochgesteckten Zielen von ihrem Familiensitz in der Uckermark in die schillernde Metropole der Weimarer Republik aufbricht. Dort möchte sie sich ihren Weg nach oben in die Welt des Theaters erkämpfen und als talentierte Regisseurin in einer reinen Männerdomäne an den Schalthebeln der Macht bestehen.

Wir begleiten Nina auf ihrem harten, steinigen Weg; neben herben Enttäuschungen, Demütigungen und Misserfolgen hat sie auch finanzielle Krisen und Hunger zu bewältigen. Zum Glück erfährt sie tatkräftige Unterstützung, Rückhalt und Anerkennung nicht nur von ihrem gutmütigen Zwillingsbruder Carlo, sondern auch durch ihre neugefundenen Freundinnen Jenny und Sonia, einem illustren Freundeskreis und natürlich ihren Wunderweiber, die alle für ihr erstes gemeinsames Varieté-Projekt brennen. Ob nun die mysteriöse Schlangenfrau und Tänzerin Jenny mit ihrem kleinen stummen Sohn Viktor, die geheimnisvolle Sonia, die sich nie unterkriegen lässt, der berühmte Schauspieler Anton Wendland oder auch Ninas schrullige Tante Sperling - ihre verschiedenen Charaktere wurden von der Autorin mit ihren Eigenheiten, faszinierenden Hintergrundgeschichten und Geheimnissen lebendig und lebensnah ausgearbeitet.

Bei der großen Vielzahl an verschiedenen Figuren ist es allerdings bei vielen kaum möglich gewesen, ihnen ausreichend Leben einzuhauchen, so dass sie weitgehend blass bleiben und man keine Nähe zu ihnen aufbauen kann. Gewisse Probleme bereitete mir aber die nicht gerade sympathische Protagonistin Nina mit ihrer vielschichtigen, aber recht schwierigen Persönlichkeit. Trotz ihres bewundernswerten Ehrgeizes, ihrer großen Begeisterungsfähigkeit und ihrem unerschütterlichen Glauben an die eigenen Talente konnte ich bisweilen ihre Sturheit und kompromisslose, arrogante Art wenig nachvollziehen, wodurch es mir bisweilen schwer fiel, mit ihr mitzufiebern.

Bis wir allerdings in die angekündigte farbenprächtige Welt aus Kabarett, Musik, Tanz, Zauberei, Tierdressuren und Akrobatik eintauchen und das einzigartige Flair des berühmten Berliner Varietés Wintergarten miterleben dürfen, wird uns einiges an Geduld abverlangt. Die teilweise recht vorhersehbare Handlung weist leider trotz interessanter Verwicklungen und unerwarteter Wendungen für meinen Geschmack etliche Längen auf und hätte ruhig zügiger voranschreiten können. Andere Episoden hingegen wurden viel zu schnell abgehandelt. Einen stärkeren Fokus hatte ich mir auf die aufregende und faszinierende Welt des "Wintergarten"-Varietes erhofft und bin gespannt auf die Fortsetzung der Geschichte.
Ich hoffe doch sehr, dass wir die farbenprächtige Zeitreise ins Berliner Wintergarten-Variete  und den verdienten Bühnen-Erfolg der Wunderfrauen dann im nächsten Band der Saga erleben werden!

FAZIT

Ein interessanter Einstieg in eine unterhaltsame historische Saga, die uns in die faszinierende, aber auch krisenreiche Zeit der Goldenen Zwanziger entführt – mit interessanten starken Frauenfiguren, gut recherchierten historischen Details und einer abwechslungsreichen, vielversprechenden Geschichte, die hoffentlich ihr Potential noch weiter entfalten wird!