Rezension

Eine Illusion im Schein der Goldenen Zwanzigern

Die Wintergarten-Frauen. Der Traum beginnt -

Die Wintergarten-Frauen. Der Traum beginnt
von Charlotte Roth

Bewertet mit 3 Sternen

Von klein an fand Nina von Veltheim große Begeisterung und Leidenschaft an der Bühne und die Stücke, die sie sich für ihre Vorstellungen ausgedachte. Mit der Unterstützung ihrer Familie verlässt sie ihre Heimat in der Uckermark und zieht nach Berlin. Ninas Traum ist es, Regisseurin zu werden und sie setzt alles in Bewegung, dieses Traum eigenständig zu erfüllen. 

Wie gerade aus der Goldenen Zwanzigern entwischen sieht die Frau mit Federboa auf dem Cover aus. Als Bindeglied zwischen Akrobaten und Publikum könnte es sich um Nina von Veltheim handeln. Die goldene Prägung, die sie einrahmt, betont der Zauber, den das Publikum im Varieté erleben kann.

Wie das Glossar es beweist, hat Charlotte Roth ihre Geschichte gut recherchiert. Die leichtblütigen Begrüßung der Autorin verspricht den Lesern eine glamouröse Aufführung im berühmten Varietétheater Wintergarten in Berlin. Sogar die Teile werden wie Nummer einer Aufführung vorgestellt. Ein tolles Programm…

Leider scheitert es an der Umsetzung. Das Publikum, das einen Abend im Varieté verbringt, kommt für die Unterhaltung und Überraschungen, sowie das Außergewöhnliches, das in ihm Entzücken und Begeisterung erweckt und den Alltag vergessen lässt. Zauber, Glamour, Glitzer? In diesem Roman, Fehlanzeige. Selbst in den wenigen Seiten, in der es um die Proben oder Aufführungen geht, vermisse ich die Magie des Varietés. 

Nicht der Trauer und die Schwierigkeiten, die Nina von Veltheim auf ihrem Weg konfrontiert ist, lassen die Heiterkeit des Vorwort schnell verblassen, sondern die unvollendete Figuren, sowie der ständige Hin und Her zwischen ihnen, das zu unnötigen Wiederholungen führt. Der solide, aber glanzlose Schreibstil kann den Schein nicht wahren. Ähnlich wie Rudolf Kantes Inszenierung von „Gespenster“ im Buch das Publikum nicht mitreißen konnte, war dieser Roman für mich eine Enttäuschung.

„Vom Guten nur das Beste“, dem mehrfach wiederholten Motto des Wintergartens wird dieser erste Band der „Wintergarten-Frauen“ nicht gerecht.