Rezension

In drei Worten: Nicht besonders herausragend

Wir in drei Worten - Mhairi McFarlane

Wir in drei Worten
von Mhairi McFarlane

Bewertet mit 3 Sternen

Erster Satz

„Verdammter Mist, so ein Pech…“

Meine Meinung

Der Anfang dieser außergewöhnlichen Liebesgeschichte ist recht vielversprechend. Der Leser bekommt einen äußerst witzigen ersten Eindruck von Rachel und Ben zu Unizeiten. Also zu dem Zeitpunkt an dem eigentlich alles begann.
Im Weiteren wechselt die Perspektive zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Ich persönlich finde dieses „Switchen“ allerdings nicht besonders gut gelungen, da man oft durcheinander kommt. Man kann nicht klar sagen, der Wechsel würde von Kapitel zu Kapitel stattfinden und markiert sind die Erinnerungs-Sprünge in die Vergangenheit auch nicht, sodass man quasi durch die verschiedenen Zeitpunkte, die hier Erwähnung finden, immer wieder hin und her geschubst wird. Auf Dauer fand ich das leider etwas anstrengend zu Lesen und die Geschichte verliert dadurch auch irgendwie ihren Reiz. 
Die Protagonisten sind sehr authentisch und überzeugend. Zwei erwachsene Menschen Anfang 30, die sich eben mit dem ganz normalen Alltag rumschlagen müssen.

Rachel befindet sich in einer Phase ihres Lebens, in der sie versucht herauszufinden was sie vom Leben eigentlich erwartet. Dabei stellt sie fest, dass sie in ihrer derzeitigen Situation alles andere als glücklich ist und beginnt ihr Leben umzukrempeln. Das bedeutet natürlich auch einige unbequeme Veränderungen auf sich zu nehmen, sodass sie auf den Leser teils ein bisschen mürrisch wirkt. Es läuft bei ihr halt grade nicht so gut und diese Stimmung geht logischerweise auch auf den Leser über.
Da wir die Geschichte aus Rachels Sicht erzählt bekommen, erfahren wir von Bens Gefühlswelt eher weniger. Er ist mittlerweile Verheiratet und gibt den glücklichen Ehemann, auch wenn seine Ehe scheinbar nicht so rosig ist, wie er sein Umfeld glauben lassen will.

Die Geschichte selber ist schon leicht vorhersehbar. Rachel und Ben sehen sich nach 10 Jahren wieder und zwischen den Beiden steht irgendetwas Unausgesprochenes, das sie beschäftigt und über die Jahre nicht in Vergessenheit geraten ist. Man spürt sofort, dass hier ein klärendes Gespräch her muss aber keiner traut sich das Offensichtliche anzusprechen. So kommt es natürlich immer wieder zu Missverständnissen und unangenehmen Begegnungen.
Ich hatte teilweise das Bedürfnis in die Geschichte zu springen und die Beiden mal kräftig durchzuschütteln, damit sie mit der Sprache rausrücken, weil das ja keiner mit ansehen kann.

Parallel laufen so viele Nebenhandlungen über berufliche Situationen, Probleme von Freunden, Erinnerungen aus Unizeiten und sonstiges Unwichtiges, dass der gesamte Roman leicht überladen wirkt und vieles den Anschein macht, als Lückenfüller herhalten zu müssen.
Dadurch zieht sich der Roman im Mittelteil ins Unermessliche und erst nach fast 300 Seiten kommt die eigentliche Geschichte ins Rollen. Wobei es immer noch schleppend vorangeht und man vergeblich darauf wartet, dass da mal jemand Klartext spricht.
Gegen Ende wird es dafür noch mal sehr emotional und mitreißend. Allerdings fühlt man sich anschließend etwas überrollt, denn was zuvor an Tempo gefehlt hat, wird hier rasend nachgeholt. Plötzlich rollt die Geschichte wie eine Lawine los und findet abrupt ihr Ende.

Ich hätte mir wirklich gewünscht, wenn Rachel und Ben etwas mehr GEMEINSAME Zeit bekommen hätten und nicht alles nebenher läuft und sich schon irgendwie zusammenfügt.

Fazit & Bewertung

Trotz starker Charaktere und einer doch ansprechenden Kernidee finde ich die Umsetzung weniger gelungen. Die Hauptgeschichte wird durch überflüssige Nebenhandlungen in den Hintergrund gedrängt und verliert ihren Charme. Das Ende war zwar zu erwarten und auch wünschenswert, kam aber ziemlich unüberlegt rüber und gibt dem Leser eher das Gefühl von „So und jetzt ist Schluss. Auf wiedersehen!“  

 
Also um es in „drei Worten“ zu sagen: Nicht besonders herausragend

3***