Rezension

Ein allzu typischer Liebesroman

Wir in drei Worten - Mhairi McFarlane

Wir in drei Worten
von Mhairi McFarlane

Der erste Roman von der jungen britischen Autorin Mhairi McFarlane "Wir in drei Worten" bietet eine Liebesgeschichte wie sie im Buche steht. Es ist der Stoff, aus dem Liebesromane sind. Sie und Er, Rachel und Ben. Die beiden lernen sich an der Uni kennen, studieren drei Jahre gemeinsam und werden in dieser Zeit zu besten Freunden. Während Ben die hübschesten Mädchen datet, ist Rachel bereits in festen Händen. Die Fronten wären also geklärt. Nur springt dem Leser
die eigentliche Bedeutung ihrer Freundschaft förmlich mit Leuchtreklame zwischen den Zeilen entgegen. Schon bei ihrer ersten Begegnung werden die Weichen für die nächsten 495 Seiten gestellt und doch braucht die Protagonistin eine gefühlte Ewigkeit, bevor sie zu ihren Gefühlen stehen kann.

Die Geschichte von Rachel und Ben wird in zwei Handlungssträngen erzählt, Rückblenden lassen den Leser episodenhaft die Eckpunkte des gemeinsamen Studiums miterleben, während die Rahmenhandlung im Hier und Jetzt angesiedelt ist. Rachel ist inzwischen Anfang 30 und trifft, nach zehn Jahren ohne jeglichen Kontakt, wieder auf Ben.
Beide sind in ihrem Leben an jeweils völlig unterschiedlich Punkten und fühlen sich dennoch, als wäre seit ihrer letzten Begegnung kaum Zeit vergangen. Es beginnt der Versuch, eine Freundschaft wieder aufzugreifen, die schon vor langer Zeit ihre Endstation erreicht hatte. Und für einen Neubginn stehen sich die Figuren natürlich zu sehr selbst im Weg.

Neben einigen überflüssigen Erzählsträngen, die das Buch gerade ab der Mitte unnötig in die Länge ziehen, läuft nun alles nach Plan. Mich hat die Geschichte gerade zu Beginn noch sehr gut unterhalten, aber letztlich scheint es nur eine Geschichte nach Lehrbuch zu sein, als wäre eine to-do-Liste für einen Liebesroman Stück für Stück abgearbeitet worden.

Obwohl die Autorin einen sehr angenehmen und auch gewinnenden Schreibstil hat, der sich flüssig lesen lässt und einen mit Witz und Erzähltalent durch die Geschichte leitet, ist die Idee leider irgendwie 08/15. Ich habe immer wieder auf eine Neuerung gehofft, etwas kreatives, orginelles oder überraschendes herbeigesehnt, aber dies blieb leider aus. Im Gegenteil, erfüllten sich doch immer mehr Klischees, besonders bei den Figuren, die stereotypisch in einem festgestrickten Muster agierten und nicht aus ihren Rollenklischees herauskamen. Zu sehr wurde hier auf eine schwarz/weiß-Darstellung gesetzt, die den Figuren alle Ecken und Kanten nimmt. Natürlich ist es ein Liebesroman und die Zutaten dafür waren auch alle vorhanden, aber das gewisse Etwas fehlt.

Und so verläuft sich die anfänglich vielversprechende Geschichte zwischen all den anderen ihrer Art. Vielleicht wurde die in Buchgestaltung und Titel starke Anlehnung an "Zwei an einem Tag" dem Erstlingswerk "Wir in drei Worten" auch einfach zum Verhängnis. In Großbritannien erscheint gerade der zweite Roman der Autorin. Ich bin neugierig, ob Mhairi McFarlane sich mit ihrem zweiten Roman etwas mehr Profil zulegen kann.