Rezension

Hoch emotional

Der Junge im gestreiften Pyjama - John Boyne

Der Junge im gestreiften Pyjama
von John Boyne

Bewertet mit 5 Sternen

Sein Vater wurde gerade wieder befördert und nun muss der neunjährige Bruno mit Schwester und Mutter von Berlin wegziehen. In seinem neuen Zuhause ist alles ganz anders und gar nicht so schön, wie es sich Bruno vorgestellt hatte. Der kleine Forscher sieht nur das karge Land, den endlos langen Stacheldrahtzaun und dahinter Menschen, die den ganzen Tag im Schlafanzug herum laufen dürfen. Eines Tages trifft er Schmuel, einen Jungen, der genau so alt ist wie er und mit dem er sich anfreundet…

Der Klappentext verrät sehr wenig über das, was ich in diesem Buch vorgesetzt bekomme. Und auch, wenn sich alles um zwei neunjährige Jungs dreht, ist dieses Buch, wie ich finde, für diese Altersgruppe nicht geeignet. Man sollte schon einige Vorkenntnisse aus der Zeit des Nationalsozialismus haben, um die Hintergründe und die Botschaft dieses Buches verstehen zu können. Gerade für Heranwachsende kann dieses Buch eine gute Möglichkeit sein, die Situation von damals durch die Augen eines kleinen Jungen zu lesen und zu verstehen.

Die Geschichte liest sich leicht und flüssig. Bruno lässt die Schrecken der Zeit durch seine Naivität, durch seine Abenteuerlust, seinen Forschungsdrang weniger erschreckend zu erscheinen. Die Seiten vor und hinter dem Zaun werden ausgeleuchtet, nichts wird beschönigt, Recht und Unrecht sehe ich durch Kinderaugen. Ich kann sogar hier und da einmal schmunzeln, was die dunklen Wolken und mein Unwohlsein beim Lesen aber nicht vertreibt.

„Der Junge im gestreiften Pyjama“ kämpft gegen das Vergessen an und lässt uns an den Geschehnissen auf der vorderen Seite des Zaunes teilhaben. Es ist eine wunderbare Geschichte über die Freundschaft zweier total unterschiedlicher Jungs und gegen das Vergessen einer noch gar nicht so lange vergangenen Zeit. Ein Buch, das mich besonders nach dem emotional aufgeladenen Ende auch lange nach dem ich es weggelegt habe, immer noch bewegt.