Rezension

Eine außergewöhnliche Freundschaft

Der Junge im gestreiften Pyjama - John Boyne

Der Junge im gestreiften Pyjama
von John Boyne

Die Handlung:

Deutschland 1941. Der 9-jährige Bruno muss mit seiner Familie nach Auschwitz ziehen, weil sein Vater als Kommandant dorthin versetzt wurde. Dort ist es ganz anders als in dem Haus in Berlin, wo Bruno vorher gewohnt hat und er fragt sich auch, was für Leute wohl hinter diesem Zaun leben. Eines Tages lernt er zufällig den gleichaltrigen jüdischen Schmuel kennen, der auf der anderen Zaunseite sitzt. Zwischen den beiden entwickelt sich eine enge und einzigartige Freundschaft...

Charaktere:

Bruno ist 9 Jahre alt und liebt es mit seinen 3 besten Freunden draußen zu spielen. Umso entsetzter ist er, als er erfährt, dass er mit seiner Familie nach Auschwitz ziehen soll. Er weiß gar nichts über den Beruf, den sein Vater ausübt, außer dass er "ein wichtiger Mann" sei und der "Furor" (der Führer) "großes mit ihm vorhat".
Schmuel ist auch 9 Jahre alt und ein Jude. Er wurde mit seinem Vater, Großvater und seiner Mutter, die aber von ihm getrennt wurde, nach Auschwitz gebracht. Schmuel ist sehr reif für sein Alter und hat schon eine Menge schrecklicher Sachen erlebt.

Meine Meinung:

Dieses Buch ist sehr aufwühlend!
Der Schreibstil ist eher kindlich gehalten. Es ist zwar nicht in der 1. Person geschrieben, aber trotzdem fühlt es sich an, als ob Bruno selbst das ganze erzählt und nicht der Erzähler. Dadurch kann man sich besser in Bruno hineinversetzen und bekommt auch so seine Sichtweise besser mit, aber vielleicht hätte der Autor das kindliche nicht so stark hervorheben sollen. So wurde ich nicht wirklich in die Geschichte hineingezogen.

Das kann aber auch an Bruno liegen. Er ist für seine 9 Jahre seehr naiv. Sein Verhalten gleicht eher dem, eines 5-Jährigen, und ist nicht gerade realistisch dargestellt. Er weiß gar nicht so wirklich als was sein Vater da arbeitet und bekommt von dem Krieg auch nicht viel mit. Ich glaube sogar, dass es ihn nicht sonderlich interessiert. Auch hat er keine Ahnung, dass sich hinter diesem riesigen Zaun, neben dem sie leben, sich Juden befinden und dass sie schlecht behandelt werden. Er glaubt, dass das einfach nur sowas wie eine kleine Stadt ist. Bruno lebte in seiner heilen Welt und als man ihm sagte, dass seine Familie nach Auschwitz ziehen wird, ist er natürlich erst einmal total entsetzt.

In Auschwitz ist er erstmal total bockig und das konnte ich auch total nachvollziehen. Schließlich ist man als Kind nicht gerade glücklich, wenn man von den besten Freunden getrennt wird, und in einen Ort zieht, wo es überhaupt keinen zum Spielen gibt.

Auch Brunos Sprachweise fand ich manchmal echt merkwürdig. Er kann z.B. nicht "Führer" sagen und spricht immer von dem "Furor". Am Anfang wusste ich gar nicht wer damit gemeint ist, aber dann wurde es mir so langsam klar ^^. Auch sagt er nicht "Auschwitz" sonder "Aus-Wisch". Das alles gibt dem Buch aber auch seinen gewissen Charme und macht ihn zu etwas besonderem.
Doch wenn Bruno mit seinem Vater redet, benimmt er sich wiederum ganz erwachsen, was ich dann aber unpassend fand. Aber vielleicht waren die Kinder damals so. Vielleicht waren sie einfach sehr naiv und mit den Erwachsenen sehr ernst. Das weiß ich nicht und deshalb werde ich mal diesen Aspekt auch bei meiner Bewertung rauslassen.

Schmuel ist am genau gleichen Tag geboren wie Bruno und ist somit auch 9 Jahre alt. Aber es herrscht ein meilenweiter Unterschied zwischen den beiden. Nach all dem, was er durchstehen musste, ist er abgehärtet und oft traurig und daneben ist Bruno einfach nur noch lächerlich.
Bruno ärgert sich, dass er statt "junger Mann" "kleiner Mann" genannt wird und Schmuel muss verhungern, was er allerdings mit keinem Wort erwähnt. Manchmal hat es mich richtig gewurmt, dass Bruno so viel besser lebt, als Schmuel und dass Bruno auch nie so wirklich bei Schmuels Geschichten aus seiner Vergangenheit zugehört hat, aber dann ist ihm das nach einiger Zeit klar geworden und hat sich bei Schmuel dafür entschuldigt, was ich richtig süß fand.

Auch die restlichen Personen passen alle perfekt in ihre Rollen und auch ihr Charakter wurde so geformt, dass er nachvollziehbar oder passend ist.

Doch den größten Pluspunkt hat dieses Buch mit dieser einzigartigen Freundschaft bei mir erzielt. Es ist einfach rührend, dass beide Jungen so ein Risiko eingehen um sich zu treffen und miteinander zu reden.
Ein Deutscher und ein Jude, letztendlich doch 2 ganz normale 9-Jährige, sind die besten Freunde und gehen durch dick und dünn. Das fand ich einfach rührend und besonders zum Schluss haben meine Tränendrüsen deswegen sehr gelitten :').

Fazit:

Dieses Buch beschreibt eine ganz außergewöhnliche Freundschaft zwischen einem Juden und einem Deutschen in der Nazizeit. Die Kluft zwischen den beiden Jungen könnte nicht größer sein und doch sind sie die besten Freunde. Doch leider ist der Schreibstil nicht wirklich gelungen, denn es hat meistens sehr kindlich geklungen und war bei so einem Thema nicht realistisch genug. Auch kann man sich nicht so wirklich mit dem Protagonist identifizieren, weil Bruno einfach viel zu naiv ist.