Rezension

Zwei Jungen in Aus-Wisch

Der Junge im gestreiften Pyjama - John Boyne

Der Junge im gestreiften Pyjama
von John Boyne

Bewertet mit 5 Sternen

Dieses Buch wurde mir so oft empfohlen, dass ich es in meine Wunschliste aufgenommen und dann schließlich vergessen habe...bis ich es im Rahmen des Sommerwichtelns geschenkt bekam und sofort gelesen habe. Ich wusste nicht mal, worum es in dem Buch geht, als ich es anfing. Dies änderte sich allerdings schlagartig, als ich feststellte, dass es im Berlin der 40er Jahre des letzten Jahrhunderts spielt. 

Der neunjährige Bruno zieht mit seiner Familie von Berlin weg an einen trostlosen Ort mit dem Namen Aus-Wisch, welcher im Niemandsland zu liegen scheint. Wenn Bruno in seinem Zimmer aus dem Fenster schaut, sieht er einen sehr hohen Stacheldrahtzaun, der unendlich zu sein scheint. Dahinter sieht er Baracken und sehr viele Menschen, die alle gleich angezogen sind: sie tragen alle einen gestreiften Pyjama und eine gestreifte Stoffmütze. Und noch etwas verstärkt den einheitlichen Look: sie sind alle klapperdürr und sehen traurig und unglücklich aus. In seinem Zuhause gehen Soldaten ein und aus und einer davon - der neunzehnjährige Oberleutnant Kurt Kotler - fühlt sich scheinbar bei Ihnen wie zu Hause und übernimmt das Kommando, wenn Brunos Vater - der Kommandant - nicht da ist. Bruno mag Kotler überhaupt nicht, während seine zwölfjährige Schwester Gretel ihn anhimmelt. 

Bruno versteht die Welt nicht mehr.

Wieso mussten sie aus ihrer schönen Wohnung in Berlin, wo er Freunde hatte und sich wohl fühlte, an so einen Ort ziehen? Was geht hinter dem Stacheldraht vor sich? Wieso nennt Kotler den Kellner Pavel, der doch angeblich früher mal ein Arzt war (wie früher?) abschätzig "Juden"? Was hat es mit dem Furor und dessen hübscher blonder Begleitung namens Eva auf sich, die sich in Berlin bei ihnen zum Essen eingeladen haben, kurz bevor sie umziehen mussten?

Bruno will endlich Antworten und niemand gibt sie ihm. Aber Bruno ist eine Forschernatur und versucht, die Antworten selbst herauszufinden...

Mich hat das Buch sofort in seinen Bann gezogen und das nicht nur, weil mich das Thema schon immer interessiert hat. Der Schreibstil ist flüssig und die überschaubaren Kapitel tragen bezeichnende Überschriften. Auch wenn man als Leser wissender ist, so kann man sich doch gut in den naiven Bruno hineinversetzen, der doch nur verstehen will, was los ist und Freunde sucht.

Ich kann das Buch wärmstens empfehlen und bin meiner Wichtelmama mehr als dankbar!