Rezension

Hier fehlt das gewissen Etwas...

Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe - Kami Garcia, Margaret Stohl

Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe
von Kami Garcia Margaret Stohl

Bewertet mit 3 Sternen

Story und Charaktere: 

Ethan lebt in Gatlin, einer beschaulichen kleinen Stadt in den USA, wo jeder weiß was der andere so treibt, welche Geheimnisse er hat und ob er nach den Regeln der dort seit Generationen ansässigen Einwohner lebt. Die Menschen hier bilden eine eingeschworene Gesellschaft, die sich mit allem Neuen und Fremden sehr schwer tut. Im Vordergrund der Stadt steht eine Schlacht aus dem Bürgerkrieg, die jedes Jahr nachgespielt und das ganze Jahr über zelebriert wird. Außenseiter dieser Stadt ist Macon Ravenwood, der auf einem großen Anwesen lebt, aber praktisch noch nie von jemandem gesehen wurde. Viele Geschichten ranken sich um ihn und sein „Geisterhaus“. Das Leben in Gatlin wird auf den Kopf gestellt, als Lena, die Nichte des alten Ravenwood, in die Stadt zieht und so gar nicht zu den Einwohnern passen will. Behaftet mit den Vorurteilen gegen ihren Onkel hat es Lena schwer in Gatlin Anschluss zu finden. Nur Ethan stellt sich auf ihre Seite. Noch bevor Lena nach Gatlin gezogen ist, hat er von ihr geträumt und fühlt sich deshalb vom ersten Moment an mit ihr verbunden. Als er hinter das Geheimnis von Lenas Familie kommt, ändert sich auch für ihn alles und nichts ist mehr, wie es einmal war.

Ethan ist der Hauptcharakter dieses Buches, aus dessen Sicht die Geschichte erzählt wird. Eine Perspektive, die mir noch nicht sehr häufig in Büchern des Jugendbuchgenres begegnet ist. Eines morgens wacht er auf und hört auf seinem IPod einen Song, den er noch nie vorher gehört hat - „Sixteen Moons“ schallt ihm aus den Kopfhörern entgegen und lässt ihn nicht mehr los. Als er den Song seinem Freund Link zeigen will, ist er jedoch verschwunden. Dies soll nicht die einzige Merkwürdigkeit an diesem Tag bleiben, kommt doch eine Neue an die Schule – Lena Duchannes. Nicht lange und Ethan realisiert, dass Lena das Mädchen aus seinen Träumen ist und zwar wortwörtlich. Während die anderen sie wie eine Aussätzige behandeln, freundet er sich langsam mit Lena an. Sie ist elternlos und deshalb bei ihrem Onkel Macon untergekommen, nachdem sie nun von klein auf immer wieder von einem Verwandten zum anderen gebracht wurde. Ethan kann sich zum Teil in Lena hineinversetzen. Seine Mutter ist vor einiger Zeit gestorben und nun ist er mit seinem Vater alleine, den er kaum zu Gesicht bekommt. Die Beziehung zwischen den beiden baut sich sehr langsam auf, obwohl sie von Anfang an klar ist. Dennoch bleibt sie die ganze Zeit über sehr kühl und distanziert. Lena hat ein Geheimnis das Ethan auf Abstand halten soll, ihn aber nur immer fester an Lena bindet. Ihre Liebe ist durch ein Schicksal verbunden, das über die Zeit hinausgeht.

Was den beiden Autorinnen in diesem Buch sehr schön gelungen ist, ist die Brücke zwischen den Hauptcharakteren und den Nebencharakteren zu schlagen. Es kommt wirklich niemand zu kurz und erhält genug Raum. Die Familie von Lena wird mit gerade so vielen Eigenschaften ausgestattet, dass man sich ein gutes Bild von ihr machen kann und ihre Fähigkeiten einzuschätzen weiß. Dennoch wird einem nicht alles auf dem Silbertablett präsentiert, was der Ich-Perspektive von Ethan geschuldet ist, der uns die Personen so nahe bringt, wie er sie erlebt. Das macht das Ganze überaus spannend, manchmal verwirrend – eben sehr authentisch.

Was mir besonders gefallen hat: 

Da Ethan so gar nicht der Protagonist ist, der derzeit massenhaft produziert wird, empfand ich ihn als erfrischend. Seine kühle Art, hinter der so viele nicht benannte Emotionen stecken, sein distanziertes Wesen und seine Träume machen ihn zu einem besonderen Charakter. Er ist außerdem nicht der strahlende Held der ein gigantisches, gefährliches Abenteuer bestehen muss, wie man es zuhauf präsentiert bekommt. Nein, er ist ein junger Mann der immer noch um seine Mutter trauert und seine Emotionen scheinbar so sehr hinter einer Wand verbarrikadiert, dass er dazu neigt, Dinge einfach hinzunehmen. Das hat dieses Buch für mich so „anders“ gemacht, dass es tatsächlich geschafft hat mich hier und da zu faszinieren.

Besonders gefallen hat mir das Geheimnis um die Flashbacks, die Ethan und Lena erleben und die sich über das gesamte Buch erstrecken. Man braucht praktisch bis zum Schluss, um herauszufinden, was sie letztlich aussagen sollen. Die einzelnen Geheimnisse zu lüften, dahinterzukommen, was es womit auf sich hat und wie das eine mit dem anderen zusammenhängt, hat seinen eigenen Reiz, dem ich unterlegen war.

Was mir nicht so gut gefallen hat:

Ich hätte nicht gedacht, dass dieses Buch so ruhig sein würde, wie es letztlich war. Alles was passiert, geschieht in einem Rahmen, der so einige Leser abschrecken mag, weil in diesem Buch einige Dinge definitiv nicht vorhanden sind: es ist weder rasant, noch hektisch, noch rasend turbulent. Weder von Lena noch von Ethan geht ein Liebestaumel aus, beide sind geradezu kühl. Nichts scheint Ethan wirklich mitzunehmen, egal was Lena ihm auch erzählt oder zeigt. Ich glaube, das kann diesen Charakter durchaus langweilig und unauthentisch erscheinen lassen.
Die wenig vorhandene Spannung in diesem doch sehr umfangreichen Buch macht das Lesen hier und da zu einer langwierigen und langatmigen Sache. Die Geschichte ist sehr hervorsehbar und ruhig. Ich denke der ein oder andere Spritzer Aufregung hätte der Story gut getan, um noch mehr Leser in ihren Bann zu ziehen. Die ganzen Enthüllungen, die auf den Leser einprasseln, sind nicht sonderlich gut verpackt und überzeugen hier und da auch eher weniger. Ob es daran liegt, dass hier zwei Autorinnen eine Geschichte geschrieben haben?

Das Buch an sich hat mir gefallen, jedoch keinen Reiz ausgelöst, der mich unbedingt Band zwei lesen lassen möchte. Da hat das gewisse Etwas gefehlt, das Reihen eigentlich haben sollten. Der Schluss schien mir nicht aufregend genug, um ein weiteres Jahr mit Lena und Ethan durchleben zu wollen. Für mich ist das Ganze nach Band eins erst einmal abgeschlossen, obwohl es ein Ende hat, das auf Band zwei vorbereitet. Mir fehlt da nur leider der zündende Funke, der mich in die Buchhandlung schickt, um mir die weiteren Bände zu besorgen. Schade, denn Ethan ist ein angenehmer Erzähler.

Gestaltung:

Durch das Neongrün ist mir dieses Buch sehr oft ins Auge gesprungen. Schon allein deshalb musste ich es immer wieder in die Hand nehmen. Das Cover selbst ist für mich nun nicht besonders aufregend, da diese Art von Cover einfach viel zu oft verwendet wird. Ein Teil eines Gesichts, Haare die eigentlich nur das Auge sehen lassen, darunter ein Mond und ein Rabe. Bei mir war es wirklich die interessante Farbgebung, die mich das Buch letztlich hat kaufen lassen.

Wertung:

Mir persönlich haben die Geschichte und auch die Charaktere ganz gut gefallen, vor allem deshalb, weil sie so „anders“ waren. Leider jedoch fehlt dem Buch das gewisse Etwas, um es wirklich weiterempfehlen zu können. Es schafft nicht, das zu transportieren, was man von dieser Geschichte erwartet – Ethan bleibt am Ende nur ein angenehmer Erzähler. So bekommt Band eins dieser Reihe von mir 3 Lila-Lesesterne.