Rezension

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Erste Hälfte top, zweite Hälfte eher nicht

Into the Deep - Herzgeflüster (Deutsche Ausgabe) - Samantha Young

Into the Deep - Herzgeflüster (Deutsche Ausgabe)
von Samantha Young

Bewertet mit 3 Sternen

Das Cover finde ich trotz Mädchengesicht ästhetisch und ansprechend.

Der Titel ist interessant. Tatsächlich kann man "Into the deep" mit der Geschichte in Verbindung bringen. Es gibt einmal einen Satz, der so etwas ausdrückt. "Herzgeflüster" hingegen ist nur schmückendes Beiwerk. Warum denken die Leute, man bräuchte so was, um einen Liebesroman zu erkennen? Total überflüssig.

Charley erzählt die Geschichte aus der Ich-Perspektive. Kapitelweise wird der Vergangenheit (2008/2009) und der Buch-Gegenwart (2012/2013) Aufmerksamkeit geschenkt. Dadurch, dass bei jedem Kapitelanfang vermerkt ist, wo wir uns zeitlich befinden, kommt man nicht durcheinander. Die Zeitabstände und unterschiedlichen Handlungsverläufe tragen natürlich auch dazu bei.

Der Schreibstil hat mir gefallen. Man kann der Handlung gut folgen und das Buch rasch lesen. Poetische Meisterleistungen darf man selbstverständlich nicht erwarten.

Dann kommen wir mal zu einem weiteren wichtigen Punkt: der Handlung. Zuerst einmal kann ich sagen, dass der Klappentext in mir falsche Erwartungen geweckt hat. Am Ende des Bandes weiß man nicht, ob Charley Jake wieder vertrauen kann oder nicht. Was nicht heißt, dass es kein Happy End gäbe. Trotzdem ist es ungeschickt, eine Frage zu stellen, die am Ende nicht beantwortet wird.
Tatsächlich hat mir der Roman etwa bis zur Hälfte gut gefallen. Man konnte Charleys Gefühle nachvollziehen und sie passten zu ihren Handlungen. Das ändert sich leider. Die sonst so starke Charley lässt sich auf Jake ein und obwohl sie das eigentlich immer nur bereuen könnte, weil er sich häufig doof verhält, knickt sie sofort wieder ein, wenn er sich entweder entschuldigt oder sie in Grund und Boden knutscht. Das passt überhaupt nicht zu der selbstbewussten Frau, die wir vorher kennenlernen. Denn sowohl die Vergangenheits- als auch die Gegenwarts-Charley sind beide beeindruckende Persönlichkeiten, die ich gern hatte. Aber als sie Jake wieder komplett verfällt, setzt ihr Gehirn offenbar aus. Und Jake tut meiner Meinung nach auch nichts dafür, um ihr Vertrauen tatsächlich wiederzugewinnen. Nein, stattdessen gibt er ihr berechtigten Anlass zur Sorge und ist dann sauer auf sie, wenn sie wütend auf ihn ist. Keine Voraussetzung für eine funktionierende Beziehung. Das hat mir auch den Spaß an der Geschichte verdorben, weswegen die Bewertung am Ende relativ schlecht ausfällt.

Charley ist ein freches, aber nicht zickiges Mädchen. Sie verletzt niemanden und ist trotzdem selbstbewusst. So eine Persönlichkeit liest man leider selten. Deswegen ist es besonders schade, dass sie für Jake zum weinerlichen, dummen Mädchen wird.
Obwohl Jake auf dem Klappentext als geheimnisvoll beschrieben wird, ist er das für mich nie gewesen. Er und Charley haben sich immer ziemlich gut durchschaut, als hätten sie sich in den Jahren ohne Kontakt kein Stück verändert. (Was ich übrigens auch unrealistisch finde. Oder entwickeln sich Leute zwischen High School (16) und College (20) tatsächlich nicht weiter? Das müsste aber ein amerikanisches Phänomen sein.) Jake kann auch total lieb und aufmerksam sein, aber meiner Meinung nach tut er nicht viel dafür, Charley zurückzugewinnen. Damit hat er sie auch nicht verdient. Dass er seine Freundin Michelle damit auch noch verletzt, finde ich nur noch dümmer von ihm.
In Lowe habe ich mich ein wenig verknallt. Er gehört zu Jakes Freunden und verhält sich Charley gegenüber so toll, dass ich lieber ihn als ihren Partner gehabt hätte. Er hätte auch eine eigene Story verdient, wenn man mich fragt. Doch auch die anderen aus der Band "The Stolen" sind interessant. Besonders Beck und Charleys beste Freundin Claudia sind spannend zu verfolgen.

Es gibt einen zweiten Band zu der Geschichte. Auch darin geht es um Charley und Jake, aber dem Klappentext und Rezensionen zufolge nicht so, wie ich mir das gewünscht hätte. Da mir auch das Ende des ersten Teils nicht gefallen hat, werde ich die Story nicht weiter verfolgen.
 

Fazit: Diese Geschichte hätte toll werden können. Eine selbstbewusste, starke Protagonistin, eine alte Liebe, Verrat - und der Versöhnungsprozess. Ich hätte das wirklich gerne gelesen, wenn Charley nicht plötzlich wie jedes andere dumme, verliebte Mädchen gewesen wäre. Mal abgesehen davon, dass Jake auch nicht das war, was ich erwartete.