Rezension

Ein spannender und ungewöhnlicher Jugend-Thriller

Scherbenmädchen - Liz Coley

Scherbenmädchen
von Liz Coley

Eben noch sucht sich die 13-Jährige im Pfadfinder-Zeltlager ein geeigneten Ort zum Pinkeln und im nächsten Moment befindet sie sich auf dem Nach-Hause-Weg. Die Eltern sind völlig durcheinander, denn Angie war drei Jahre lang verschwunden. Doch sie erinnert sich an nichts, nicht einmal daran, dass so viel Zeit vergangen ist. Den Tag, an dem sie verschwunden ist, empfindet sie, als wären nur wenige Stunden vergangen. Doch wie kommt es, dass sie auf einmal so viel älter aussieht? Ihr Körper sich zu dem Körper einer 16-Jährigen entwickelt hat? Langsam begreift Angie was dies zu bedeuten hat.

Bei ihrer Therapie findet sie heraus, dass sich mehrere Persönlichkeiten von ihrer eigenen abgespalten haben, um die schlimmen Erlebnisse während ihres Verschwindens zu ertragen. Als sich diese Persönlichkeiten an Angie richten, findet sie nach und nach heraus, was ihr während dieser drei Jahre widerfahren ist.

Der Schreibstil ist sehr einfach und angenehm zu lesen. Die Geschichte wird aus Angies Sicht geschildert. Besonders gut gefallen haben mir die Briefe, welche die anderen Persönlichkeiten an Angie schreiben, während sie schläft. Langsam erfährt man das Ausmaß des Erlebten und empfindet nicht nur einmal Mitleid mit Angie. Die Geschichte ist sehr spannend, sodass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte und mich bremsen musste, langsamer zu lesen. Zudem hat mich Angies Geschichte sehr berührt. Während dem Lesen fragt man sich immer wieder, was Angie noch alles erleiden musste. Man spekuliert über verschiedene Dinge und es kommt keine Seite Langeweile auf.

Die Charaktere in diesem Buch sind sehr authentisch. Besonders gut gefallen hat mir Angies Vater, auch wenn ich ihn die meiste Zeit schütteln wollte. Doch sein Umgang mit der Situation mag zwar nicht richtig sein, aber glaubhaft. Auch in Angie konnte ich mich gut hinein versetzen. Während des gesamten Buches macht sie eine große Entwicklung durch. Zunächst verdrängt sie ihre Situation, will ihr Verschwinden nicht wahr haben, doch Schritt für Schritt lernt sie damit umzugehen. Auch ihr Umgang mit den verschiedenen Persönlichkeiten entwickelt und verändert sich im Verlauf des Buches immer weiter.

Was mir nicht so gut gefallen hat, war das Ende des Buches. Dieses war sehr actionreich, was die Geschichte nicht nötig gehabt hätte und auch etwas unglaubhaft war. Hier wäre weniger definitiv mehr gewesen.

Fazit: Ein spannendes Buch, dass mir nicht nur einmal einen Schauer über den Rücken laufen lies. Für Jugendliche finde ich dieses Buch nur als bedingt empfehlenswert, da die Handlung schon harter Tobak war.