Rezension

düster, wütend, beklemmend

Zwischen den Welten 02 - Days of Blood and Starlight - Laini Taylor

Zwischen den Welten 02 - Days of Blood and Starlight
von Laini Taylor

Bewertet mit 4.5 Sternen

"Daughter of Smoke and Bone" hat mich damals verzaubert - Urban Fantasy vom Feinsten und dann für einmal an einem ganz anderen Schauplatz und zwar in Prag. Diese Stadt hat für mich sehr viel Charisma in den ersten Band gebracht und so freute ich mich nicht nur auf ein Wiedersehen mit Karou und Akiva sondern auch auf einen erneuten Abstecher in die goldene Stadt. Doch zu meiner Enttäuschung spielen nur noch ganz wenige und kurze Szenen in der tschechischen Hauptstadt. Karou hat es in die Wüste verschlagen und ein weiterer Handlungsstrang spielt in Eretz, dem Anderso.

Habe ich in der Rezension zum ersten Band noch "Die Autorin erschafft eine ganz neue, fantastische Welt voller Hass, Krieg und Verrat, die bunt aber zugleich düster erscheint." geschrieben, passt dieser Satz nicht mehr wirklich zu "Days of Blood and Starlight". Eine Welt voller Hass, Krieg und Verrat .... ja, ganz klar .... aber gar nicht mehr bunt. Diese Fortsetzung ist nur noch düster und beim Lesen hatte ich meist ein beklemmendes Gefühl.

Auch die Protagonisten haben sich stark verändert, was nicht wirklich erstaunt, wenn man bedenkt, was Karou und Akiva alles durchmachen mussten. Beide tragen grosse Schuldgefühle mit sich herum. Karou denkt, dass sie das Schicksal ihrer Rasse besiegelt hat und schliesst sich somit Thiago an, um ihm zu helfen, eine Chimären-Armee aufzubauen. Ein gutes Gewissen hat sie dabei nicht. Sie schläft kaum, hinterfragt vieles und erledigt ihre so wichtige Aufgabe nur widerwillig. Doch ein Gefühl beherrscht alles: Hass. So hat mir nicht nur die Kulisse Prags gefehlt, auch die alte, schlagfertige Karou habe ich vermisst.

Auch Akiva fühlt sich in seiner Haut nicht mehr wohl. Er, der Bestienbezwinger, beginnt die Absichten des Imperators zu hinterfragen und eigenmächtig zu handeln. Doch wem kann er vertrauen? Und wie kann er etwas bewirken?

Einziger Lichtblick in diesem düsteren Abschnitt ist Zuzane. Bei jedem ihrer Auftritte verzog sich mein Mund zu einem Schmunzeln. Ohne sie, wären Karou und ich wohl hoffnungslos verloren gewesen.

Doch nachdem ich mich etwa 60 Seiten zurück in die Geschichte gekämpft hatte, bekam ich die Spannung vom ersten Band wieder zu spüren und durchlebte ein Wechselbad der Gefühle.

Laini Taylors Schreibstil ist detailliert und bildhaft. Sie schafft es gekonnt, die bedrückte Atmosphäre auf den Leser zu übertragen, baut wieder eine stetig ansteigende Spannung auf und hat mich nach kurzen Einstiegsschwierigkeiten mit Haut und Zähnen in die Geschichte genommen.

"Days of Blood and Starlight" ist alles andere als eine leichte Kost, so dass einem der Inhalt wirklich schwer im Magen liegen kann. Der Aufbau, die verschiedenen Handlungsstränge, die Rassen und Welten sind komplex ausgearbeitet, so dass auch dieser zweite Band schlussendlich eine Lesehighlight wird.

Und was bleibt uns am Ende? Die Hoffnung ...
Die Hoffnung, dass Karou ihrem Namen (Karou = Hoffnung) gerecht werden kann ...
Die Hoffnung, dass uns Laini Tyler möglicht bald mit dem dritten Band erlösen wird ...

Fazit:
düster, wütend, beklemmend
"Days of Blood an Starlight" kann einem schwer im Magen liegen und doch klammert man sich an den letzten Hoffnungsschimmer.
Die Fortsetzung von "Zwischen den Welten" ist so anders als erwartet, so anders als Band 1 und konnte mich schlussendlich trotzdem überzeugen. Laini Taylor ist eine Meisterin der Schreibkunst und fesselt mit fantastischen Wesen und einer kriegerischen Welt.