Rezension

Die Enkelin

Die Enkelin -

Die Enkelin
von Bernhard Schlink

Bewertet mit 5 Sternen

In "Die Enkelin" erzählt Autor Bernhard Schlink die Geshichte von gleich mehreren Generationen: das von Birgit, die für Kaspar aus dem Osten in den Westen floh, ihrer Tochter Svenja, die sich der rechten Szene zuwendet und wiederum ihre Tochter Sigrun - die Enkelin - mit völkischen Idealen erzieht.
Die Verkettung der Schicksale der Frauen wird in drei Teile gegliedert erzählt - jeder Teil fokussiert sich dabei auf eine der Frauen. Sie alle verbindet auch Kaspar, der nach dem Tod seiner Frau deren Geschichte aufarbeitet und sich auf die Suche nach ihrer nie erwähnten Tochter macht.
Dabei verschiebt sich auch der Fokus des Buches. Während zunächst um das geteilte Deutschland, die Flucht und immer wieder um die unterschiedlichen Werte und Ideale geht, wird dann völkisches und nationalsozialistisches Gedankengut thematisiert. Damit befindet sich die Erzählung immer wieder im Zwiespalt zwischen verschiedenen Ideologien, damit verknüpften Werten und Idealen, die in großen Konflikten zueinander stehen, aber alle einen Teil von Deutschland ausmachen.
Kaspar, Ehemann von Birgit, Stiefvater von Svenja und Großvater für Sigrun verbindet alle drei Teile, lässt mich als Leserin an seiner Gedankenwelt teilnehmen und begleitet durch diese Reise. Er ist ein sehr sympathischer, wenn auch ruhiger und bedachter Charakter, der von Schlink sehr feinfühlig dargestellt wurde.
Der Schreibstil ist unaufgeregt, ruhig, ganz klar und dabei beinah poetisch - die Figuren wirkten allesamt sehr lebendig und authentisch.
Bernhard Schlink hat mit seinem neusten Werk ein sehr aktuelles Buch geschaffen, das wichtige Themen und Zwiespälte anspricht ohne den mahnenden Finger zu zeigen. Die Thematik wurde gleichermaßen vorsichtig als auch schonungslos dargestellt. "Die Enkelin" hat mich nachhaltig beeindruckt!