Rezension

Vor dem Abgrund

Vor dem Abgrund - Tom Finnek

Vor dem Abgrund
von Tom Finnek

Bewertet mit 5 Sternen

Dem Autor Tom Finnek ist mit seinem historischen Roman „Vor dem Abgrund“, welcher im 19. Jahrhundert in London spielt, ein gelungenes und authentisches Werk gelungen.

 

Inhaltsangabe (Quelle: Klappentext):

Im Herbst 1888 kommen zwei junge Menschen ins East End, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Die verarmte Celia Brooks versucht verzweifelt, ihren Vater zu finden. Der Hotelierssohn Rupert Ingram will hingegen seine Pflichten im sündigen Treiben vergessen. Doch im East End hat alles seinen Preis, Antworten ebenso wie das Vergessen. Und während die Huren ihre Dienste feilbieten und ein Mörder namens Jack the Ripper in den Schatten lauert, stoßen Celia und Rupert auf Geheimnisse, die ihr Leben für immer verändern…

 

Der Schreibstil von Tom Finnek ist sehr angenehm und bildhaft. Finnek schafft es, mit detaillierten und interessanten Ausführungen die Welt von damals zu zeichnen, sodass man als Leser vor seinem geistigen Auge ein Bild vom damaligen London hat. Man kann den Dreck und den Gestank quasi spüren – man kann die Atmosphäre quasi spüren und kann sich alles sehr genau vorstellen. Als Leser hat man das Gefühl, dass man sich im damaligen London befindet. Die Recherchearbeit von Finnek ist wirklich überzeugend. Er schafft es gekonnt, die Fiktion mit den historischen Fakten zu verweben, sodass man sich sehr gut vorstellen kann, dass dies wirklich so gewesen sein könnte. Man fühlt sich ins damalige London zurückversetzt und wird im Verlauf der Geschichte auch mal in die dreckigsten Ecken von London geführt. Es werden auf sehr spannende Weise die historischen Fakten und auch die historisch belegten Charaktere mit eingeflochten. Im Epilog wird auf diese nochmal eingegangen, wie dessen Schicksal gewesen war. Auch die umfangreichen Anmerkungen, wo nochmal interessante Hintergrundinformationen angeführt werden, konnten mich überzeugen.

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, welche im Verlauf der Story zusammengeführt werden. Das Schicksal führt die beiden öfters mal zusammen, nicht selten begegnen sie sich in London und irgendwann erkennt der Leser, wie das Schicksal der beiden miteinander verbunden ist. Dabei bekommt man einen besseren Einblick in die Protagonisten Celia und Rupert. Auch der Vater von Celia namens Ned erzählt die wenigen Jahre vor dem Geschehen und auch über seine aktuelle Situation wird eingegangen, wie es zu all dem gekommen ist. Celia ist zu Beginn noch recht naiv und muss sich erst in der Großstadt London zurechtfinden. Es ist interessant zu lesen, wie sie sich auf den Weg begibt, um ihren Vater zu suchen und somit auch die Geheimnisse von damals aufzudecken. Celia besticht durch ihre Art, sie wirkt sympathisch und will ihren eigenen Weg bestreiten. Auch Rupert wirkt auf seine Art sympathisch – wie er sich seinem Schicksal nicht fügen will und sich in die dreckigen Ecken von London begibt. Zu Beginn ist dies für ihn alles noch ein Spiel, um den Pflichten zu entgehen und sein vom Vater bestimmter Zukunft zu entkommen. Doch auch er wächst im Verlauf der Geschichte an seinen Aufgaben und lernt Verantwortungsbewusstsein. Aber auch die Nebencharaktere überzeugen durch ihre Vielseitigkeit, sie sind allesamt sehr gut ausgearbeitet und wirken so real, dass man sie sich im historischen London sehr gut vorstellen kann. Es ist interessant zu lesen, unter welchen Umständen sich die jeweiligen Charaktere begegnen, wie sie zusammengeführt werden oder ihren eigenen Weg gehen. Öfters wird auf die Taten von Jack the Ripper hingewiesen, dass er gerade sein Unwesen in East End treibt – und nicht immer ist der Umgang der Charaktere ein seriöser.

 

Tom Finnek hat mit „Vor dem Abgrund“ einen gelungenen historischen Roman geschaffen, der durch seine umfangreichen Recherchen, den liebevollen Haupt- und Nebencharakteren und der spürbaren Atmosphäre besticht. Mit diesem Werk konnte er mich vollkommen überzeugen, sodass dieses Werk mindestens 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung verdient.