Rezension

London zur Zeit von Jack the Ripper

Vor dem Abgrund - Tom Finnek

Vor dem Abgrund
von Tom Finnek

"Hüte dich vor ihm, Celia" sind mit die letzten Worte, die Celias Mutter kurz vor ihrem Tod ihrer Tochter mit auf den Weg gibt. Damit ist Celias Vater gemeint, der die Familie bereits vor vielen Jahren verlassen hat und nunmehr in London leben soll.

Trotz der Warnung macht sich die 16-jährige Celia völlig mittellos allein auf den Weg, um ihren Vater dort zu suchen. Es ist nicht leicht, zumal sie auch keine Vorstellung mehr davon hat, wie er heute aussehen könnte.

In London kreuzt ihr Weg bzw. ihre Suche immer wieder den von Rupert Ingram, einem Hotelierssohn, der in London das ausschweifige Leben genießt, um den ihm auferlegten Pflichten seines Vaters zu entkommen.

Die beiden sind Geheimnissen auf der Spur, deren Aufdeckung vieles verändern wird ...

 

London im Jahr 1888. Es ist die Zeit, in der Frauen vor Armut sich als Huren verdingen müssen, die Heilsarmee sich integriert und für die Belange der Frauen kämpft und in der Jack the Ripper sein Unwesen auf Londoner Straßen treibt und seine Opfer sucht.

 

In dieser Zeit spielt der letzte Roman der London-Trilogie des Autors Tom Finnek.

Er lässt mit Celia und Rupert zwei Welten aufeinanderprallen.

Celia, die sich auf den Weg nach London gemacht hat, um ihren abtrünnigen Vater zu suchen und ihn nicht einmal erkennen würde, wenn er vor ihr stehen würde und Rupert, einem Hotelierssohn, der sich vor einer arrangierten Heirat drücken will, die sein Vater ihm aufzwingen will.

Das Schicksal will es so, dass sie nach einer ersten unscheinbaren Begegnung sich immer wieder begegnen und auch kennenlernen.

 

Tom Finnek ist es gelungen, diese Zeit für den Leser wieder auferstehen zu lassen. Durch eine komplexe Recherche fühlt der Leser sich förmlich in diese Zeit hineinkatapultiert.

So erging es mir. Ich spürte das Flair von London, hatte die Gerüche der verarmten Gegenden fast greifbar in der Nase. Eine Orientierung der Gegend wurde mir auch möglich durch die abgebildeten Karten eines Teils von London auf den vorderen und hinteren inneren Umschlagseiten.

 

Durch die Verflechtung historisch nachgewiesener und fiktiver Personen wirkt die Geschichte durchaus glaubhaft.

 

Der Roman entbehrt weder Spannung noch langweilt er mit geschichtlichen Ereignissen. Jack the Ripper ist wohl die Personifizierung des Bösen schlechthin und mehr oder weniger jedem ein Begriff, die Bedeutung der Heilsarmee wurde mir jedoch mit diesem Buch etwas vertrauter gemacht.

Es ist ein Buch, das nicht nur eine Geschichte erzählen will, sondern es ist auch ein Buch, das Geschichte erlebbar macht. Besser als sie in einen Roman zu verpacken, kann man sie nicht vermitteln. Das ist dem Autor hervorragend gelungen.

 

Beim Lesen wird man in das Buch hineingezogen und man kann es kaum glauben, dass man 574 Seiten gelesen hat, wenn man damit fertig ist. Auch wenn es einige kleine Längen gab, wo der Autor es gut meinte und auch ein wenig rechts und links des Weges graste, las das Buch sich flüssig und schnell.

 

Es hat mir Spaß gemacht, Celia und auch Rupert auf ihren Wegen zu begleiten und ich empfehle das Buch nicht nur Liebhabern von London gern weiter.