Rezension

Gut recherchierter und mitreißender Roman

Vor dem Abgrund - Tom Finnek

Vor dem Abgrund
von Tom Finnek

Bewertet mit 4.5 Sternen

Vor dem Abgrund ist ein gut recherchierter und mitreißender Roman.

Hotelerbe Rupert Ingram ist auf Sinnsuche. Das Mädchen Celia sucht ihren lange verschollenen Vater. Im pulsierenden Londoner East End begegnen sie sich immer wieder und verstricken sich in die Rätsel um die von „Jack the Ripper“ ermordeten Huren.

Finnek verstrickt hier sehr feinsinnig historische Tatsachen und Fiktion. Die Personen sind – insofern sie nicht sogar historisch sind – absolut glaubwürdig und nachvollziehbar. Sie entwickeln sich und wachsen einem Kapitel für Kapitel ans Herz.

Dazu führt besonders Finneks Stilmittel, die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven und in verschiedenen Episoden zu erzählen. Vor den Augen der Lesenden setzt sich so Stück für Stück ein Puzzle zusammen. Einige Dinge waren vielleicht etwas vorhersehbar, gerade wenn man sich ein wenig mit Jack the Ripper und seine Zeitgenossen auskennt, aber es bleiben genug Fragen und Überraschungen.

Am besten gefiel mir aber die detaillierte und bildhafte Darstellung Londons. Jeder, der bereits in der britischen Hauptstadt war, wird viele Plätze wiedererkennen. Man taucht förmlich in den Moloch des ehemaligen Vergnügungsviertels ein.

Einziger Minuspunkt ist, meiner Meinung nach, dass die Verstrickung der Erzählungen durchaus etwas länger hätte dauern können. Ich hätte mir ein längeres Ende gewünscht, das die Personen noch stärker verbindet.

Fazit: Ein toller historischer Roman, der mit ausführlicher Recherche und Details punktet, ohne dabei die Figuren und ihre Begrenztheit aus dem Blick zu verlieren.