Rezension

Viel Kulisse, wenig Spannung und Inhalt

Die Burg der Könige - Oliver Pötzsch

Die Burg der Könige
von Oliver Pötzsch

Bewertet mit 2.5 Sternen

Auf dem Trifels, der legendären Burg der Staufer, kennen sich Agnes, die Tochter des Burgvogts, und Mathis, der Sohn des Burgschmieds, seit ihrer Kindheit und sehen keinen Grund, als Erwachsene getrennte Wege zu gehen, auch wenn die gesellschaftlichen Konventionen im 16. Jahrhundert das vorschreiben. Agnes kommt zufällig in den Besitz eines Rings, woraufhin sie Träume und Visionen bekommt, deren Ursache sie auf den Grund gehen möchte. Mathis schließt sich den Aufständischen an, da er von Gerechtigkeit träumt, und wird plötzlich als Aufrührer gesucht. Gemeinsam fliehen sie vom Trifels und machen sich auf die Suche nach der Geschichte des Rings, die gleichzeitig auch Agnes' eigene Geschichte ist…

Ich mag historische Romane und dieser hier sah so vielversprechend aus mit der schönen Gestaltung und geschrieben von einem namhaften Autor historischer Bücher. Leider hat mich das Buch ziemlich enttäuscht. Es ist zwar gut recherchiert, die Beschreibungen sind alle sehr schön, und man merkt, dass es mit viel Leidenschaft geschrieben wurde, aber das war es auch schon. Die Geschichte zieht sich ohne jede Spannung über fast 1000 Seiten. Die Handlung an sich ist zwar sehr weit hergeholt und mit Agnes' "Visionen" wahrscheinlich nicht jedermanns Sache, aber das ist nicht das Hauptproblem. Irgendwie ist alles sehr vorhersehbar und die meisten kommenden Ereignisse werden durch Gedanken der Figuren oder durch Dialoge ganz offen angekündigt, so dass überhaupt keine Spannung aufkommt. Normalerweise lese ich solche Schmöker in einem Rutsch in zwei Tagen und Nächten durch, aber dieses Buch habe ich immer wieder nach 20-30 Seiten zur Seite gelegt, weil es mich nicht genug gefesselt hat. Ich habe es zu Ende gelesen, weil es im Großen und Ganzen ganz nett war, aber überzeugt hat es mich nicht.

Das war das erste Buch des Autors, das ich gelesen habe, und es wird ganz sicher auch das letzte sein, da ich den Stil schlecht und unangemessen für einen historischen Roman fand. Von der viel zu modernen Wortwahl in den Dialogen abgesehen, hat mir vor allem der inflationäre Gebrauch des grauenhaften neudeutschen Ausdrucks "einmal mehr" die Freude am Lesen verdorben. Ob mittelalterliche Grafen im 16. Jahrhundert wohl tatsächlich zu ihren Frauen gesagt haben: "Halt den Mund! Sonst lasse ich dich einmal mehr in deine Kammer einsperren!"? Ich hoffe doch, dass es nicht einmal moderne Grafen gibt, deren Sprachniveau so tief gesunken ist…