Rezension

Solide und spannend

Die Burg der Könige - Oliver Pötzsch

Die Burg der Könige
von Oliver Pötzsch

Bewertet mit 4 Sternen

Sowohl Kaiser Karl V als auch Franz I, König von Frankreich senden Agenten in den deutschen Wasgau, die dort nach etwas suchen sollen, von dem sie denken, dass es das ganze Reich erschüttern könnte, käme es in die falschen Hände.

Im Wasgau selbst geht es der Bevölkerung immer schlechter, die Lehnsherren pressen das Volk bis aufs Blut aus, auch einige der Ritter kämpfen um ihr Dasein. Schließlich schließen sich die Bauern der Gegend den schon in anderen Gebieten blühenden Aufständen an. Agnes, die Tochter des Trifelser Burgvogts und Mathis, Sohn des Burgschmieds und Agnes‘ Jugendfreund geraten mitten hinein in Chaos, Verrat und blutige Kämpfe.

Oliver Pötzsch erzählt vom Niedergang des Rittertums und von den Bauernaufständen des 16. Jhdt. und verwebt historische Tatsachen gekonnt mit bekannten Legenden (z. B. über Kaiser Barbarossa) und fiktiven Schicksalen. Seine Charaktere sind gut durchdacht und überzeugen und auch die mitspielenden historischen Persönlichkeiten fügen sich gut ein. Besonders Mathis gefiel mir gut, zumal er auch eine gut nachvollziehbare Entwicklung erfährt. Agnes bleibt dagegen eher blass. Auf der Antagonistenseite gibt es einen Charakter, der schön ambivalent ist: Caspar, der schon allein durch sein Äußeres auffällt und aneckt und bei mir durchaus nicht nur Antipathie geweckt hat. Im Grunde ist er einer der interesssantesten Charaktere und ich hätte gerne mehr über seinen Hintergrund erfahren.

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt und zwar nicht nur die der fiktiven Charaktere sondern auch die von Karl V und Franz I, das gibt zusätzliche Dynamik und Spannung und der Leser wird dazu aufgefordert, das Rätsel mitzulösen. Wer jedoch aufmerksam liest und ein bisschen Wissen mitbringt, wird keine wirklichen Überraschungen erleben, ich habe nicht nur die Lösung sondern auch so ziemlich alle Wendungen vorausgeahnt. Die Geschichte ist aber trotzdem interessant und spannend und lässt sich außerdem sehr gut lesen.

Für historisch Interessierte bietet der Roman genug Inspiration, die Hintergründe weiter zu erforschen, das mag ich. Besonders gelungen ist dabei das Nachwort des Autors, in dem er erklärt, was Wahrheit und Fiktion ist, Lesetipps  gibt und einen „Burgen- und Reiseführer“ sowie einer Chronik des deutschen Bauernkriegs bietet. Abgerundet wird das Ganze durch eine Karte auf den inneren Buchdeckeln mit den Orten der Handlung sowie einem Personenverzeichnis. Auch optisch macht das Buch einiges her, das Cover ist ein richtiger Eyecatcher, die Farbe und die erhabenen Buchstaben wirken edel, jedes Kapitel beginnt mit einer schön gestalteten roten Initiale.

Ein solider und spannender historischer Roman, der mich gut unterhalten hat, dem aber das gewisse Etwas fehlt und der daher von mir „nur“ 4 von 5 Sternen erhält. Genre-Fans, die auch vor dicken Romanen nicht zurückschrecken, können bedenkenlos zugreifen.