Rezension

Ein absolutes Highlight

Die Burg der Könige - Oliver Pötzsch

Die Burg der Könige
von Oliver Pötzsch

Bewertet mit 5 Sternen

Die Burg der Könige von Oliver Pötzsch

Über den Autor: (laut Klappentext und Selbstauskunft)
Oliver Pötzsch, geboren 1970, war jahrelang als Filmautor für den Bayrischen Rundfunk tätig, Heute widmet er sich ganz dem Schreiben und lebt mit seiner Familie in München.
Seine historischen Romane über den Schongauer Henker Jakob Kuisl, der ein Vorfahre von ihm war, haben ihn weit über die Grenzen Deutschlands bekannt gemacht.

Über das Buch selbst:
Hardcover mit 939 Seiten
Erschienen am 27 September 2013 beim List-Verlag

Der Schutzumschlag des Buches ist in einem dunklen Rot gehalten und sowohl Titel als auch eine Verierung in Form eines antiken Beschlages sind in erhaben in Silber gedruckt und machen einen sehr eleganten Eindruck.
Im Buch selbst ist auf den Vorsatzblättern ein Landkarte gezeichnet, die den Ausschnitt Deutschlands zeigt der für die Geschichte wichtig ist. Links und Rechts davon sind mittelalterliche Waffen gezeichnet.
Des Weiteren beginnt jedes Kapitel mit einer großen verzierten Initiale und jede Seitenzahl ist mit zwei kleinen Schnörkeln umrahmt. Auch hier ist alles in Rot gehalten und ist sehr stimmig zum Buchinhalt.

Gegliedert ist die Geschichte in zwei Bücher mit insgesamt 25 Kapitel.
Vorangestellt ist eine Dramatis Personae und zu Beginn des Romans stehen (sehr passend zur Geschichte) die ersten drei Strophen des Gedichtes "Barbarossa" von Friedrich Rückert. Im Anschluss an den Roman folgt ein Nachwort und ein wunderbarer kleiner Burgen- und Reiseführer in denen der Autor die historischen Fakten und eigene Phantasie trennt und den Leser zu einer gelungenen Tour durch die Handlungsorte des Romans einläd.

Als ein letztes i-Tüpfelchen hätte dem Buch noch ein Lesebändchen gefehlt. Dann wäre es wirklich perfekt gewesen, aber auch so ist es einfach wunderschön gestaltet.

Inhalt:
Klappentext:
Die Burg Trifels im Pfälzer Wald, kurz vor den Bauernkriegen. Vom einstigen Glanz der Stauferburg ist nicht mehr viel geblieben. Wo früher Kaiser herrschten und feierten, zerfallen die Mauern. Die junge Burgherrin Agnes will ihr Erbe mit allen Mitteln bewahren und heiratet einen einflussreichen Adeligen. Doch der mächtige Graf hat sie nicht aus Liebe geheiratet. Er verfolgt ganz eigene Pläne, die mit der Geschichte der Burg zu tun haben: Man erzählt sich, der Trifels berge ein Geheimnis, das über die Zukunft des von den Bauernkriegen zerrüttenten Reiches entscheiden könnte. Und so rückt die alte Burg auch in den Blick zweier Herrscher. Agnes erkennt, dass das Erbe ihrer Familie zum Spielball der Mächtigen Europas zu werden droht. Sie macht sich, begleitet von ihrem Jugendfreund Mathis, selbst auf die Such nach dem Geheimnis der Burg. Was sie bei ihrer Reise durch das in Flammen stehende Land findet, wird über ihr Leben und die Zukunft des Reiches bestimmen.

Rückseite:
Eine junge Burgherrin, die um das Erbe ihrer Familie kämpft...
Der Sohn eines Burgschmieds, der von Freiheit und Gleichheit träumt...
1524. Die deutschen Lande werden von den Bauernkrigen zerrissen. Dem Adel droht der Verlust der Macht, dem Volk Hunger und Tod. Die Herrschaft Kaiser Karl V. ist in Gefahr. Da stoßen Agnes, die Herrin der mächtigen Burg Trifels, und Mathis, der Sohn des Burgschmieds, auf ein Geheimnis, das über die Zukunft der Krone entscheiden wird.

Meine Zusammenfassung:
Agnes wächst, als Tochter des verarmten Burgvogts Philipp Schlüchterer von Erfenstein, recht frei auf dem Trifels auf, einer geschichtsträchtigen Burg, die über 200 Jahre zuvor der Mittelpunkt des Deutschen Reiches war, nun aber viel von ihrem Glanz verloren hat. Agnes ist sehr freiheitsliebend und da sie ihre Mutter schon sehr früh verloren hat, zieht sie sich oft in die Bibliothek ihres Vater zurück und liest dort über Sagen und Legenden des Wasgaus oder streift, in Hosen gekleidet, durch die Wälder rund um die Burg. Als Kameraden hat sie Mathis, den Sohn des Burgschmiedes an ihrer Seite.
Als Agnes 16 Jahre alt ist, kann ihr Vater die Burg kaum noch halten. Da die Bauern wegen strenger Winter und trockenen Sommern kaum Erträge erwitschaften leiden sie immer mehr Hunger. Die Lage im ganzen Land spitzt sich immer mehr zu. Das Volk kann die immer höheren Steuern und Abgaben die ihnen die Fürsten abverlangen nicht mehr aufbringen. Auch die immer strengeren Gesetze gegen den Fischfang und die Wilderei setzen ihnen immer mehr zu und so beginnen sie sich gegen den Adel und die Kirche aufzulehnen. Von diesen Sorgen geplagt, beschließt Philipp von Erfenstein seine Tochter gut zu verheiraten, um so an außreichend finanzielle Mittel zu gelangen um seine eigenen Abgaben bezahlen zu können und den Verfall der Burg aufzuhalten.

Zu dieser Zeit bringt Agnes' Falke Parcival ihr einen kleinen goldenen Ring mit dem Siegel Barbarossas. Sie wird in der darauf folgenden Zeit häufig von unheimlichen Träumen verfolgt. Als sie ihren alten Lehrer und Beichtvater Pater Tristan darauf anspricht, weicht dieser ihr aus und rät ihr nur den Ring niemanden zu zeigen. Agnes ahnt, dass dieser Ring und ihre Träume ein großes Geheimnis verbindet.
Mathis, der Sohn des Schmieds träumt derweil von ganz anderen Dingen. Er ist fasziniert von Schießpulver und Feuerrohren. Auch er, als Sohn eines Handwerkers, empfindet die Lage der Bauern immer unerträglicher und schließt sich nach einiger Zeit dem aufständischen Bauernhaufen um den Schäfer-Jockel an, der sich in den Wäldern unter dem Trifels versteckt. Er möchte für mehr Gerechtigkeit für das einfache Volk kämpfen.

Agnes muss schließlich den Grafen Friedrich von Löwenstein-Scharfeneck heiraten, den sie nicht liebt und der besessen ist, von der Sage des verschollenen Normannenschatzes der auf der Burg Trifels versteckt sein soll.
Um die Burg in seine Hände zu bekommen geht der Graf sogar über Leichen.
In all diesen Wirren, tauchen auch noch Agenten des Kaisers Karl V. und König Franz I. von Frankreich auf die nach einem gut verborgenen Geheimniss suchen, dass von einem rätselhaften Orden seit Generationen gehütet wird.

Das alles ist der Beginn einer Suche nach der Lösung eines Geheimnisses das Agnes, aber auch Mathis, von ihrer Heimat am Trifels druch die Wirren und Gräuel der Bauernkriege bis nach St. Goar am Rhein führen.

Fazit:
Oliver Pötzsch versteht es geradezu genial, historische Fakten und Personen mit seinem Einfallsreichtum und den von ihm erdachten Personen zu mischnen.
Er hat einen Roman erschaffen, der sehr eindringlich die damalige Zeit beschreibt und zugleich mit viel Spannung zu unterhalten weiß.
Der Schreibstil ist locker und leicht und ließ mich des Öfteren die Zeit komplett vergessen, so dass ich mich oftmals morgens total übermüdet aus dem Bett quälen musste, nur weil ich das Buch am Abend zuvor einfach nicht aus der Hand legen konnte.
Die Geschichte weiß von der ersten Seite an zu fesseln und wird nicht ein einziges Mal auf den über 900 Seiten, bis schließlich alle Handlungsstänge zusammenlaufen, langweilig.
Sie lässt den Leser neugierig werden und regt dazu an, auch über die Geschichte hinaus, weiter zu recherchieren.
Einzig die Auflösung des letzten Geheimnisses am Ende des Buches war mir ein klein wenig zu mystisch angehaucht was aber meinem Lesegenuss keinen Abbruch tat.

Für mich war "Die Burg der Könige" ein absolutes Lese-Highlight.