Rezension

Verschiedene Werteschemata ums Menschenleben

Trophäe -

Trophäe
von Gaea Schoeters

Bewertet mit 5 Sternen

Am Beispiel einer zunächst legalen Jagd eines Amerikaners in Afrika auf die Big Five, speziell auf die lizensierte, teuer bezahlte Jagd auf einen älteren Spitznashornbullen, dringt der Leser ein in eine Atmosphäre von Afrikas wilder Natur mit Jägern auf Trophäenjagd, einheimischen Fährtensuchern und ausgesuchter Beute. Bereits durch die tödlichen Aktivitäten von Wilderern in diesem Reservat treten schwerwiegende moralische Fragen auf, denn Tiere hier stehen unter Schutz, diese Menschen hingegen nicht. Ihr Menschenleben ist nämlich bedeutend weniger wert als das Leben dieser Tiere in diesem geschützten Bereich. Dort lebt auch ein afrikanischer Stamm nach seinen Traditionen, Mythen und eigener Sprache, mit Jagderlaubnis auf ihrem während der Kolonisierung  enteignetem Land zwecks Selbstversorgung der gesamten Dorfbevölkerung. Während der Beobachtung von zwei jungen Afrikanern bei ihrer traditionellen Jagd fällt der Vorschlag nach den Big Six. Im Klartext geht es nicht nur um die Hetzjagd auf einen Menschen als Beute, sondern vertraglich darf dann diese präparierte Trophäe sogar legal ausgeführt werden. Über diesen moralischen Zwiespalt hinweg entspannt sich nun für den erfahrenen, amerikanischen Jäger ein spannungsvoller Ablauf während der Jagd mit Einheimischen und gemeinsamem Kennenlernen, dann folgt tatsächlich mit großer, atmosphärischer Dramatik das vereinbarte Szenarium mit erschütterndem Ende. Zwei ethisch dermaßen verschiedene Welten treffen aufeinander mit Fragen ums Überleben und dem Tod, wortgewaltig mitreißend beschrieben. Nicht nur eigene, bisher wohlmeinende Gedanken zu Jagdsafaris könnten revidiert werden, generell könnte das Thema der Kolonisation weltweit durch die Weißen erneut reichlich Diskussionsstoff bieten nach dieser Literatur. Ein provokanter, eindringlicher Schreibstil zum Aufrütteln.