Rezension

Spannung, Gänsehaut und Fassungslosigkeit

Girl a -

Girl a
von Abigail Dean

Zuerst muss ich sagen, dass ich echt nicht gerne gruselige Bücher und Filme lese/sehe und für mich ist die Grenze für gruselig schon sehr niedrig gesetzt. Auf "Girl A" war ich durch Cover, Titel und Inhaltsangabe aber schon so gespannt, dass mich das Buch nicht mehr losgelassen hat und ich nach der Leseprobe einfach wagen musste, es zu lesen. Nach dem Ende des Buches bin ich sehr froh darum, diese unglaubliche, erschütternde, spannende und einfach krasse Geschichte gelesen zu haben. Trotz vieler heftiger Beschreibungen, bei denen ich echt schlucken musste und auch mal eine Gänsehaut bekam, war es für mich im Rahmen und ich denke ich kann auch weiterhin gut schlafen. Der Fokus der Geschichte lag auch tatsächlich nicht so sehr auf den erschütternden Erlebnissen während Lex' Kindheit, sondern auch stark auf der Verarbeitung dieser und dem weiteren Leben der Opfer dieses scheußlichen Verbrechens im Haus des Grauens.

Zuerst mal zum Schreibstil: Wow. Ich war von der ersten Seite an total gefangen und konnte das Buch nie so richtig weglegen oder die Geschichte ganz vergessen. Es hat mich in den letzten Tagen immer verfolgt, wissen zu wollen, wie es weiter geht. Trotzdem war Girl A für mich kein Buch, das ich in einem Rutsch hätte durchlesen können, dazu gab es einfach zu viel zu verdauen. Ich fand die Charaktere, deren Entwicklungen und vor allem psychische Tiefen, aber auch die Beziehungen zwischen ihnen unglaublich gut beschrieben und spannend. Manchmal musste ich mir selbst Einhalt gebieten und nochmal eine Seite zurückblättern, weil ich vor lauter Spannung ein paar Sätze ausgelassen hatte und dann plötzlich total verwirrt war. Mein eigener Fehler. Lex fand ich schnell sympathisch, aber ich fand gleichzeitig auch, dass man ihr ihre Probleme mit der Vergangenheit angemerkt hat und sie teilweise auch "seltsam" wirkte, ihre Gedanken und Taten nicht immer ganz begreifbar für mich waren und man einfach merkte, dass ihre Vergangenheit Spuren hinterlassen hatte. Das macht sie sehr authentisch. Auch die anderen Überlebenden, ihre Geschwister, waren interessant und eigenwillig skizziert, vor allem die Dynamiken zwischen den Geschwistern, damals wie heute, waren sehr eindrücklich geschildert. Durch die tiefen Einblicke in die Vergangenheit und die komplette Familiengeschichte konnte man die Entwicklung der Eltern zu völlig anderen Menschen miterleben, als sie es anfangs zumindest in Teilen noch waren. Vor allem die Abgründe, in die sich der Vater immer weiter begab, waren wahninnig realistisch und schockierend beschrieben. Und auch wenn man eigentlich dachte, die wesentlichen Fakten der Geschichte sein bereits von Beginn an auf dem Tisch, so hielt das Buch immer wieder Wendungen bereit, die ich so nicht hatte kommen sehen. Also auch der Spannungsbogen war für mich total gut gelungen!

Spannend fand ich auch den Blick auf die vielen Nebencharaktere der Geschichte, wie die Adoptiveltern der einzelnen Geschwister, Lex' Psychologin Dr. K, ihre Chefin Devlin oder ihre Unifreunde Christopher und Olivia. Auch manche dieser Personen gaben mir Rätsel auf und blieben für die gesamte Geschichte in einem seltsamen Licht, so dass ich auch nach dem Ende des Buches immer weiter darüber sinniere, welche Bedeutung manche Charaktere und andere Kleinigkeiten hatten. Aber auch dieser Aspekt gefällt mir gut, da er die Tiefgründigkeit des Buches weiter betont und die Geschichte in Erinnerung bleiben lässt. Alles in allem ist das Buch ein großartiges Werk über eine grauenhafte Geschichte, über deren Verarbeitung, über die eigene Psyche und ich werde es so schnell sicher nicht vergessen! Große Empfehlung!