Rezension

Spannend erzählt, der Klappentext verspricht aber etwas mehr

Russische Botschaften -

Russische Botschaften
von Yassin Musharbash

Bewertet mit 4.5 Sternen

Worum geht’s?

Als ein unbekannter Russe direkt neben Investigativjournalistin Merle Schwalb auf dem Gehsteig aufschlägt, ahnt sie noch nicht, welche Rolle er in ihrer nächsten Geschichte spielen wird. In einem Gewirr aus Clankriminalität, Desinformationskampagnen und persönlichen Bedrohungen machen sich Merle und ihre Kollegen daran, die Wahrheit herauszufinden – die gar nicht so universal ist, wie sie zunächst erscheinen mag.

 

Meine Meinung

Investigativjournalismus ist ein Thema, das so ziemlich jede Geschichte sofort doppelt so spannend machen kann. Auch Russische Botschaften hat mich aufgrund der Thematik unglaublich angesprochen und beim Lesen überwiegend nicht enttäuscht.

Der Einstieg ins Buch ist mir recht leicht gefallen, der Spannungsbogen steigt bereits ziemlich früh und man steht innerhalb kürzester Zeit vor einem ganzen Berg unbeantworteter Fragen, auf deren Auflösung bis zum Schluss hinfiebert. Der Querschnitt durch den Berufsalltag einer Investigativjournalistin hat mir dabei im Verlauf der Geschichte immer besser gefallen, auch wenn es spannungstechnisch zu einigen kleineren Längen innerhalb der Beschreibungen der eigentlichen Recherche gab, die man gut und gerne hätte kürzen können.

Was mich schlussendlich tatsächlich ein kleines bisschen enttäuscht hat, war das Fehlen der unmittelbaren Bedrohung, die der Klappentext suggeriert hat. So wirklich lebensbedrohlich wurde es für die Protagonisten irgendwie nicht, was einerseits zwar der Authentizität zuträglich war, andererseits aber auch eine unerfüllte Erwartungshaltung hinterlassen hat.

Ein wenig seltsam fand ich darüber hinaus, wie wenig man eigentlich über die einzelnen Figuren in diesem Buch erfährt. Obwohl man Protagonistin Merle durch eine wahre Masse an Ereignissen begleitet, bleibt unglaublich viel bezüglich ihres Charakters und ihrer Hintergrundgeschichte ungesagt. Die Geschichte wird dadurch nicht weniger spannend, ungewöhnlich fand ich diese Art des Erzählens allerdings schon.

 

Fazit

Russische Botschaften ist ohne Frage eine hochspannende Geschichte mit aktuellen Bezügen, die einige unterhaltsame Lesestunden verspricht. Der Klappentext hat in meinen Augen allerdings etwas mehr Tempo und Action suggeriert, als schlussendlich im Spannungsbogen Platz gefunden hat. Grundsätzlich gleichen sich kleinere Längen und temporeiche Erzählstränge allerdings ausreichend aus, um das Leseerlebnis insgesamt wirklich angenehm zu gestalten.

Von mir gibt es dafür viereinhalb Bücherstapel.