Rezension

schwierige Zeiten

Wind von Westen - Cordula Broicher

Wind von Westen
von Cordula Broicher

Bewertet mit 5 Sternen

Balthasar Broicher ist schon lange in Agnes, die Halfin des Kirchhofs, verliebt. Ihr Mann ist plötzlich verstorben und sie muss so schnell wie möglich wieder heiraten, um den Hof weiterzuführen. Als Balthasar um sie wirbt, ist ihr Vater Jakob Frings nicht sehr begeistert. Aber auch Agnes ist zurückhaltend.

Die Zeiten sind nicht einfach für die Menschen. Die Franken machen sich breit und die Halfen müssen die Besetzer versorgen, das nimmt die Zeit in Anspruch, die eigentlich zum Bestellen der Felder notwendig ist. Schon bald bestimmen Hunger und Armut das Leben.

Es ist eine interessante Geschichte über das Leben der Menschen am Ende des 18. Jh. und wie die „Politik“ dramatische Auswirkungen auf dieses Leben hat. Obwohl ich aus der Gegend stamme, war mit der Begriff „Halfe“ bisher unbekannt.

Die Menschen sind authentisch und gut dargestellt. Balthasar bleibt als fünfter Sohn nur die Möglichkeit, eine Halfin zu heiraten, weil er sich sonst als Knecht verdingen muss. Er ist ehrgeizig und geduldig und ergreift die Chance, wenn sie sich bietet. Seine Geduld und Beharrlichkeit hilft ihm dabei, sich Respekt in der großen Familie zu erwerben. Er kann sich durchsetzen, erkennt aber auch schnell Fähigkeiten in anderen Menschen, die sonst verborgen blieben. Agnes ist sympathisch, mitfühlend und steht mit beiden Beinen im Leben. Sie ist auch verantwortlich für das Auskommen ihrer Geschwister und des Vaters. Besonders gefallen hat mir die kleine Schwester Tilla. Sie macht sich viele Gedanken über alles und jedes.

Der Schreibstil ist gewohnt flüssig und gut zu lesen. Ungewohnte Redewendungen sind im Anhang erklärt.

Ein interessantes historisches Buch.