Rezension

Messy Adulting

Cleopatra und Frankenstein -

Cleopatra und Frankenstein
von Coco Mellors

„Ich erzähle dem Börsenmaklersohn, wenn ich die Bürgermeisterin von New York wäre, würde ich eine öffentliche Kastration für verurteilte Vergewaltiger einführen. Dafür würde ich eine Penisguillotine auf der Brooklyn Bridge bauen lassen.“

 

Cleo und Frank laufen sich in der Silvester-Nacht zufällig in einem Treppenhaus über den Weg. Das ist der Beginn der rasanten Beziehung zwischen der 24-jährigen Cleo und dem fast doppelt so alten Frank. 6 Monate später sind sie verheiratet, doch ihre Ehe ist geprägt von Höhen und Tiefen.

Cleo. Frank. Zoe. Anders. Eleanor. Fünf sehr unterschiedliche Charaktere, Anfang 20 bis Anfang 40, die in New York City im Laufe eines Jahres auf die eine oder andere Weise zusammentreffen. Alle bewusst oder unbewusst auf der Suche: nach sich selbst, nach einem Ausweg, nach einem Sinn im Leben.

 

An Coco Mellors Erstlingswerk war dieses Jahr gefühlt kein Weg vorbei. Auf instagram, in Buchhandlungen, überall das Cover von „Cleopatra und Frankenstein“. Zurecht. Cleopatra und Frankenstein hat mich sehr gut unterhalten. Und war gleichzeitig wahnsinnig anstrengend zu lesen. Die Charaktere sind teilweise wahnsinnig unlikable. Die meisten Beziehungen sind toxisch und destruktiv. Und trotzdem gelingt es Coco Mellors (auf eine Art und Weise, die sehr an Sally Rooney erinnert), Empathie für diese Gruppe Menschen zu wecken, die sich mehr schlecht als recht durchs Leben kämpfen.