Rezension

Hass-Liebe gesucht

Cleopatra und Frankenstein -

Cleopatra und Frankenstein
von Coco Mellors

Bewertet mit 4 Sternen

Mit "Cleopatra und Frankenstein" hat Coco Mellors es geschafft, ein Buch zu schreiben, dass zeitweise extrem unbefriedigend wirkt und dann die Leser:innen wieder einfängt und zeigt, dass nicht alles immer perfekt sein muss um doch befriedigend zu sein.

Wir verfolgen Cleo und Frank, ein sehr ungleiches Paar über etwas mehr als ein Jahr hinweg und sehen ihnen und ihrem Umfeld zu, wie sie ihre Beziehung, ihr Alter und ihre inneren Dämonen navigieren. Dabei geht es weniger um sie als romantisches Paar, sondern mehr darum, was die beiden füreinander sind. Anfangs war ich etwas enttäuscht, dass man gerade in der frühen Phase ihrer Beziehung nicht wirklich an der Entwicklung als Paar beteiligt ist, sondern sie einfach passiert, aber je weiter man in ihre Köpfe abtaucht, desto klarer wird, warum Coco Mellors sich dafür entschieden hat und ich fand es genau richtig.

Die Charaktere in diesem Buch sind sehr fehlerhaft und zeitweise wirklich unsympathisch. Man darf in alle ihre Perspektiven kurz eintauchen und damit Vignetten ihrer Selbst und von New York mitverfolgen. Die meisten der Charaktere passen objektiv nicht zusammen, brauchen sich aber dennoch irgendwie gegenseitig um zu wachsen und das fand ich schön zu beobachten.

Der Schreibstil von Coco Mellors ist sehr interessant. Er ist roh, stellenweise derb und lässt sich super schnell weglesen. Ich verstehe den Vergleich zu Sally Rooney schon irgendwo.

Für mich war Cleopatra und Frankenstein eine Hass-Liebe an New York, an ihre Charaktere und an fehlerhafte Menschen, wie man sie überall trifft. Keine typsiche Liebesgeschichte sondern vielmehr ein Microkosmos von Menschen, die ihre Probleme gemeinsam bewältigen und einfach existieren.