Rezension

Ein Roman, der einen zum Nachdenken bringt

Cleopatra und Frankenstein -

Cleopatra und Frankenstein
von Coco Mellors

Fest steht, "Cleopatra und Frankenstein" von Coco Mellors ist nicht das, was ich erwartet habe. Es handelt sich hier um einen Roman, den ich aber sicherlich nicht so schnell vergessen werde.

Bereits das Cover von "Cleopatra und Frankenstein" ist sehr auffällig. Man sieht eine Frau, die auf einem Kissen liegt, sie scheint irgendwie betrübt zu sein. Ihre Augen sind wunderschön, aber man merkt gleich, dass etwas mit ihr nicht stimmt. Auch die malerische Gestaltung der Figur passt einwandfrei zur Cleo im Roman.

Der Titel "Cleopatra und Frankenstein" wirkt im ersten Moment wie lustige Kosenamen, die die beiden sich geben. Nach der Lektüre wird man aber feststellen, dass die Namen alles andere als willkürlich gewählt sind und hervorragend passen.

Als ich das erste Kapitel von "Cleopatra und Frankenstein" las, war ich begeistert von der tollen Chemie und der humorvollen Art zwischen den beiden. Sie versprühten für mich einen ganz besonderen Charme und ich dachte, dass uns hier eine ganz großartige Liebesgeschichte erwarten würde. Doch dem war nicht so. Ziemlich ernüchternd musste ich feststellen, dass danach viele Episoden voll hemmungslosem Drogenkonsum, toxischen Beziehungen und Vulgärsprache folgen. Auch dreht sich die Geschichte gar nicht so sehr um Cleo und Frank, wie ich es erwartet hatte, sondern auch um ihre Freunde, die allesamt aber nicht besonders sympathisch erscheinen. Genau genommen konnte ich zu keinem der Charaktere wirklich eine Bindung aufbauen. Sie erschienen mir allesamt wie Menschen, mit denen ich sicherlich nie befreundet wäre.

Waren Cleo und Frank mir im ersten Kapitel noch unglaublich sympathisch, so verflog dies spätestens ab dem zweiten Kapitel, in dem es einen großen Zeitsprung gibt. Man erfährt quasi nichts darüber, wie die Beziehung der beiden sich entwickelt, nur dass sie relativ schnell heiraten, und das auch auf eine alles andere als gewöhnliche Art. Spätestens hier fielen mir die Freunde der beiden sehr negativ auf, denn der leichtsinnige Drogenkonsum stieß mir schwer auf. Ab diesem Moment war mir einfach jeder Charakter fast schon zuwider.

Sehr positiv hervorzuheben ist aber Coco Mellors Schreibstil. Besonders die Kapitel aus der Sicht von Eleanor habe ich als sehr kreativ empfunden. Auch wenn sie genauso unmoralisch handelt wie alle anderen Charaktere in diesem Roman, konnte ich mich mit Eleanor aufgrund des andersartigen Schreibstils in ihren Kapiteln aber noch am meisten identifizieren.

Fazit: Ich habe selten einen Roman gelesen, der für mich so polarisierend war. Der Schreibstil der Autorin ist toll und einzigartig, sodass man immer weiterlesen will, obwohl eigentlich alle Charaktere furchtbar sind. Der Roman lässt mich nachdenklich zurück mit der Frage, was hier eigentlich bezweckt werden soll. Geht es viel weniger um die Beziehung zwischen Cleo und Frank als um eine allgemeine Gesellschaftskritik? Während des Lesens war ich eher enttäuscht, aber im Nachhinein entdecke ich mich immer wieder dabei, über das Gelesene nachzudenken, was meiner Meinung nach auch einen guten Roman ausmacht.