Rezension

Life of Pi - Ein wunderschöner Roman, aber sicherlich nicht für jedermann

Schiffbruch mit Tiger - Yann Martel

Schiffbruch mit Tiger
von Yann Martel

Bewertet mit 4 Sternen

Meine Rezension beginnt mit dem letzten Satz dieses Romans: "Nur wenige Schiffbrüchige können von sich behaupten, dass sie so lange auf See überlebt haben wie Mr Patel, und keiner davon in Gesellschaft eines erwachsenen bengalischen Tigers."

Pi Patel, der Sohn eines indischen Zoobesitzers und bekennender Hindu, Christ und Muslim erleidet Schiffbruch mit einem Tiger. Eine durchaus einfache Handlung, aber wär hätte es gedacht Yann Martel schafft eine unterhaltsame Geschichte, die zum Denken anregt. Wunderschön, witzig und vor allem phantasievoll geschrieben, in einem flüssigem Schreibstil ohne dabei anspruchslos zu wirken. Am meisten gefällt mir, dass dieser Roman kein 0815-Roman, sondern in seiner ganzen Art einzigartig ist. Damit will ich sagen, dass er keine Floskeln bzw Klischees aufgreift, die man schon unzählige Male gelesen hat. Aus diesem Grund und dank Martels wunderbarem Schreibstil gebe ich diesem Roman vier Sterne.

Ein Kritikpunkt von meiner Seite: der religiöse Aspekt des Romans kann mich nicht ganz zufrieden stellen. Ich kann von mir gut und gerne behaupten, dass ich alles lese, also auch anspruchsvollere Lektüre, die sich mit dem Sinn des Lebens auseinandersetzt. Der Glaube spielt in dieser Geschichte eine wichtige Rolle, viele würden diesen Roman daher noch nicht einmal anrühren. Religion ist langweilig usw usw , aber das muss es nicht sein. Ich finde sogar das das Thema Glaube sehr spannend sein kann.

Jedoch hat Yann Martel dies in seinem Roman nicht zu meiner vollsten Zufriedenheit geschafft. Die Auseinandersetzung der drei Religionen ist schlicht und ergreifend: oberflächlich! Und das ist sehr bedauerlich vor allem für Leser die die Religionen eher kritisch sehen. Religionsanhänger vom Friede-Freude-Eierkuchen-Klan kommen da besser auf ihre Kosten. Wirklich sehr bedauerlich und daher nur die eine Seite der Medaille.

Nichts desto trotz muss man Martel anerkennen, dass man keine halbe Bibel in der Hand hält und das die Story einfach fantastisch ist. Schiffbruch mit Tiger ist trotz meines Kritikpunktes eines meiner liebsten Bücher, welches ich bereits mehrfach gelesen habe und immer und immer wieder lesen kann.

"Mitbürger, wenn wir unsere Künstler nicht unterstützen, dann opfern wir die Phantasie unseres Lebens auf dem Altar der Alltäglichkeit, und am Ende werden wir an nichts mehr glauben können und keiner unserer Träume wird mehr etwas wert sein."