Rezension

Ein Junge und das Meer

Schiffbruch mit Tiger - Yann Martel

Schiffbruch mit Tiger
von Yann Martel

Als der Frachter, der ihn und seine Familie von Indien nach Kanada bringen soll, mitten im Pazifik sinkt, landet der Junge Pi Patel
im letzten Moment in einem Rettungsboot. Sieben qualvoll lange Monate treibt Pi über den Pazifik bis er endlich an der mexikanischen Küste wieder Land unter den Füssen hat.

Auf dieser wahren Begebenheit beruht Yann Martels großartiger Roman „Schiffbruch mit Tiger“.

Es ist eine große Geschichte, die Martel erzählt und er tut gut daran, sie gebührend vorzubereiten.
Ausführlich stellt er uns seinen Protagonisten vor, einen Jungen, der sich ausgiebig für Religion begeistert und sich zugleich für drei der großen Weltreligionen entscheidet (Hinduismus, Islam und Christentum). Dem Einwand seiner Umgebung, er müsse sich für eine Religion entscheiden, begegnet er ganz im Sinne von Lessings Ringparabel: Wieso sich für eine der großen Wahrheiten entscheiden, wo sie im Kern doch alle die gleiche Wahrheit beinhalten.

Pi Patels Vater ist Zoodirektor und die Familie lebt eng mit dem Zoo zusammen. So teilen wir als Leser auch diese Erlebniswelt mit dem heranwachsenden Pi, der viel über die Tiere und deren Haltung weiß.

Als die Familie nach Kanada umsiedeln will wendet sich Pi’s Schicksal auf tragische Weise. Das Schiff sinkt, der Junge ist auf sich alleine gestellt.

Den meisten Raum des Romans nehmen die Erlebnisse im Rettungsboot ein.
Schonungslos realistisch  bis zum grausamsten Detail schildert Marttel Pi’s Überlebenskampf und zeigt uns mit Pi einen Helden, der auf beeindruckende Weise seinen Überlebenswillen beweist. Niemals gibt er sich auf.

Mit an Bord ist der bengalische Tiger Richard Parker, für Pi Lebensretter und Lebensgefahr zugleich. Absolut fesselnd erzählt der Autor von dieser außergewöhnlichen Symbiose.

Man kann die in der Ich-Perspektive erzählte Story wie einen spannenden Bericht lesen.
Man ist aber durchaus eingeladen mehr dahinter entdecken - eine Parabel auf das Leben und das was uns am Leben hält. Eine Geschichte, die von der Suche nach dem Sinn, nach dem Glauben, berichtet und
die uns, bei aller Grausamkeit, die das Leben bietet, ein versöhnliches Ende anbietet.