Rezension

Bananen schwimmen nicht

Schiffbruch mit Tiger - Yann Martel

Schiffbruch mit Tiger
von Yann Martel

Wow, was für ein Geschichtenerzähler, was für eine Geschichte. Yann Martel weiß auf was es ankommt einen guten Roman zu schreiben, jedenfalls bei diesem Roman. Zu allererst lernt man den 16-jährigen Pi kennen, sein Leben, was ihn ausmacht, seine Einstellungen und auch der Zoo mit seinen Tieren wird ausführlich beschrieben. Es ist ein Genuss darüber zu lesen. Auch wenn es für manche vielleicht langweilig klingen mag über Faultiere zu lernen oder etwas über Religion zu lesen, tut es der Geschichte keinen Abbruch und es lohnt sich wirklich bishin zur eigentlichen Geschichte weiter zu lesen. Denn die eigentliche Geschichte sprüht vor Fantasie und Einfallsreichtum und es ist äußerst spannend zu erfahren, wie sich der Konflikt zwischen Tiger und Mensch auf engsten Raum entwickelt.

Pi's Geschichte wird von ihm selbst aus der Ich-Perspektive erzählt. Zwischendurch wirft der Autor Szenen und Gespräche mit dem älteren Pi ein, mit dem er gerade das Interview führt, auf dem dieser Roman aufgebaut ist.

Der Roman ist in drei Teile aufgeteilt, die die Orte angeben, an denen Sich Pi gerade befindet. Pondicherry in Indien, der Pazifik und zum Schluss Mexiko.

 

Vereinte Religionen

Im ersten Teil springt Martel von Pädagogik, Zoologie, Religion zu Abenteuern. Diese Sprünge sind zwar sehr abrupt aber immer stimmig durch einen sehr schönen humorvollen Stil beschrieben.

Pi ist auf der Suche nach Selbsterkenntnis und Selbstfindung und auch seiner Religion und entscheidet sich dazu praktizierender Hindu, gläubiger Christ und auch Moslem zu werden. Für Pi stellen diese drei Religionen keinen gegenseitigen Ausschluss dar, was man von anderen nicht erwarten kann. Der Höhepunkt dieser Religionenvereinigung wird durch die Szene beschrieben, wo die drei Geistlichen, ein Hindu, ein Christ und ein Moslem, Pi und seine Eltern auf der Straße zur Rede stellen und über die religiöse Zukunft von Pi zu streiten anfangen. Es ist sehr lustig, das zu lesen, da diese Situation wirklich sehr skurril dargestellt wird!

In diesem ersten Teil hab ich mich sehr wohl gefühlt und bin in Pi's Geschichte(n) regelrecht versunken und nur selten in die Realität aufgetaucht!

 

 227 Tage

Der Zweite Teil handelt ausschließlich von Pi's Reise auf dem Meer, wo sein Glaube an Gott auf die Probe gestellt wird. Das Leben hält immer neue Herausforderungen für ihn bereit, die es gilt zu bewältigen und aus denen er hoffentlich zum Schluss gestärkt hervorkommt und lernen kann. Man muss das beste draus machen und Pi hat das beste aus seiner misslichen Lage gemacht, wenn man bedenkt, dass er alles verloren hat, seine Eltern, seinen Bruder, sein ganzen Hab und Gut...aber wird er auch seinen Glauben verlieren?

 "[...] Und nun ist es soweit, Applaus für PI PATELS INDO-KANADISCHEN TRANSPAZIFISCHEN SCHWIMMENDEN ZIRKUSSSSS!!!!"  Seite 204

Es macht Spaß, Pi auf seier Reise zu begleiten und man hofft für ihn auf Land und festen Boden. Man wünscht ihm auch Orientierung und Stärke, das durch zu stehen. Er steht nicht nur einmal kurz vor einem Nerven zusammenbruch und dem Tod. Das Meer ist so faszinierend und doch so grausam zugleich. Es ist sehr spannend den Launen ausgesetzt zu sein. Auch als Leser/in.

 

Bananen schwimmen nicht

Und zum Schluss kann man sich aussuchen wie die Geschichte wirklich abgelaufen ist, denn Pi erzählt zwei Vertretern der Schiffsfirma des verunglückten Schiffes eine andere Geschichte, da sie die erste nicht glauben wollten, eine Geschichte von vier Personen ohne Tiere, die sich auf das Rettungsboot retten konnten und trotzdem nur eine Person überlebt.

Und genau das ist besonders wichtig für mich bei einem Roman, ich soll, auch nachdem ich die letzte Seite gelesen hab, noch darüber nachdenken und Schlüsse ziehen. Das ist hier gelungen! Grandios!

Der Roman wird damit beworben, dass es eine Geschichte ist, die sie an Gott glauben lässt. Natürlich geht es um den Glauben in Pi's Geschichte, aber ich als Leser finde diese Beschreibung etwas übertrieben.