Rezension

Leider keine Liebeserklärung

Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra
von Robin Sloan

Bewertet mit 2.5 Sternen

Der arbeitslose Webdesigner Clay Jannon nimmt einen Aushilfsjob in einer alten Buchhandlung an. Auch wenn er in den vorherigen Jahren ziemlich selten etwas aus Papier in der Hand hatte, so hat er doch in seiner Jugend gerne gelesen. Schon bald merkt er jedoch, dass sich diese Buchhandlung von anderen unterscheidet. Es gibt nur recht wenige Bücher, die tatsächlich verkauft werden können. Der Großteil steht in enorm hohen Regalen und wird ausschließlich von Mitgliedern einer besonderen Vereinigung ausgeliehen. Neugierig geworden beginnt Clay nachzuforschen und stellt fest, dass sämtliche Bücher in einem Geheimcode verschlüsselt sind, den die Mitglieder zu knacken versuchen. Und dies schon seit Jahrhunderten...

Der Klappentext versprach "Eine Liebeserklärung an die Welt der Bücher", zeigte auf dem Cover ein gut gefülltes Bücherregal und wies mit dem Titel deutlich auf eine Buchhandlung hin. Für mich als großen Anhänger des gedruckten Wortes war klar: Ein Buch über Bücher und eine ganz besondere Buchhandlung - das muss ich lesen! Leider hat der Titel mich ziemlich in die Irre geführt.

 

Bücher spielen in diesem Buch nur eine Nebenrolle. Sämtliche Kapitel sind überaus techniklastig, selbst der alte Buchhändler nennt mehrere E-Reader sein eigen und die Mitglieder der Vereinigung leihen sich ständig Bücher aus, um den ominösen Code zu knacken - und nicht, weil sie gerne lesen. Es geht um Programmiersprachen, Dateien, Scanner, Datenvisualisierung und und und.

 

Allerdings wäre es ungerecht zu sagen, dass die Technik über alles gestellt würde. Wenn über viele Seiten hinweg beispielsweise der Google-Campus beschrieben wird, dann findet sich in diesen Beschreibungen einiges an Ironie. Dazu gibt es sehr nette Textstellen wie beispielsweise: "Kat hat eine New York Times gekauft, aber nicht herausbekommen, wie man sie bedient." An einigen Stellen konnte ich mich wirklich gut amüsieren, aber im Ganzen gesehen waren es für meinen Geschmack - trotz Ironie - einfach zu viel Technik und zu wenig Bücher.

 

Der Schreibstil war angenehm, die Handlung interessant und spannend aufgebaut. Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass der ein oder andere Leser bei der Vielzahl an technischen Begriffen und Abläufen immer mal wieder auf - natürlich - Google zurückgreifen musste, um sich diese Begriffe erklären zu lassen. Und ohne eine bestimmte Altersschicht (zu der ich ja auch gehöre) diskriminieren zu wollen, habe ich hier noch ein passendes Zitat aus dem Buch: "Wen das jetzt beeindruckt, der ist über dreißig."

 

Ich kann gut verstehen, dass andere Leser das Buch toll finden, es hat wirklich seine Qualitäten. Zu meiner Welt gehören auch PCs und Technik, ich arbeite den ganzen Tag damit und treffe mich hier via PC mit anderen Bücherfreunden. Aber was Bücher angeht, bin ich altmodisch und liebe meine gedruckten Seitlinge - trotz hoffnungslos überfüllter Regale, Schränken und zu voll gepackten Handtaschen. Und daher war ich für dieses Buch einfach die falsche Zielgruppe.