Rezension

Irrelevante Nebenhandlungen und anstrengende Charaktere

STONE BLIND – Der Blick der Medusa -

STONE BLIND – Der Blick der Medusa
von Natalie Haynes

Bewertet mit 2 Sternen

Besonders spannend fand ich die Geschichte leider nicht, die Sage ist ja schon sehr bekannt und der Klappentext fasst den größten Teil auch gut zusammen. Interessant wären hier aber die eigene Interpretation und auch ganz besonders die Gefühle der Charaktere, und da war ich eher enttäuscht.
Titel und Inhaltsbeschreibung stellen Medusa in den Mittelpunkt der Geschichte, aber die zahlreichen Nebencharaktere bekommen genauso viel Aufmerksamkeit, sodass Medusa selbst eher kurz kommt. Die Figuren werden ziemlich deutlich in Opfer und Täter aufgeteilt; selbstsüchtige Götter wie Zeus, Poseidon und Athene haben gar keinen Bezug zum Leben der Sterblichen, es geht ihnen nur um Macht und ihren Stolz. Die Sterblichen sind nur kleine, machtlose und unbedeutende Spielfiguren, die irgendwie mit den unberechenbaren Launen der Götter leben müssen. 
Medusa wird als Baby ihren göttlichen Gorgonenschwestern überlassen, die aus Zuneigung zu ihr lernen müssen, wie man sich um jemanden sorgt. Ich fand es schön, wie die drei voneinander lernen und sich weiterentwickeln. Die Liebe zu ihrer Schwester macht Euryale und Stheno menschlicher, obwohl ihnen solche Empfindungen früher fremd waren.

Besonders schlimm ist Perseus, der den Kopf einer Gorgone braucht, um seiner Mutter zu helfen. Auch wenn die Götter schreckliche Taten vollbringen, so wie Vergewaltigungen und Flüche, ist Perseus schon ein besonderer Antagonist, weil er ja auch wie ein Mensch aufgewachsen ist. Er wirkt durchgehend erbärmlich und es soll klar sein, wie ungerecht seine Jagd ist, da er ein überheblicher Versager ist, der alleine nichts zustande bringt und auch nicht den geringsten Ruhm verdient. Medusa hingegen hat hier nie etwas getan, das ihren Tod auch nur im geringsten rechtfertigen würde. Ich kann sagen: Die Botschaft ist laut und deutlich angekommen.

Ich fand, dass man bei manchen Charakteren nicht so weit hätte ausholen müssen. Die Geschichten von Andromeda und Athene beginnen noch vor ihrer Geburt oder Entstehung, so wird das Buch immer länger, aber ich hatte das Gefühl, diese Ausführungen wären irrelevant. Medusas Leben hingegen fand ich vielversprechend, da hätte ich gerne mehr von gesehen. Der Schreibstil soll auch den Gefühlen der Charaktere entsprechen und schwankt zwischen tiefsinnig und oberflächlich, wobei letzteres leider häufiger vorkommt.