Rezension

Interessante Fantasywelt mit ein paar Schwächen

Der Schlüssel der Magie - Die Diebin
von Robert Jackson Bennett

Bewertet mit 3 Sternen

Die Diebin Sancia wird beauftragt, ein besonderes Artefakt zu stehlen. Leider legt sie bei ihrem Beutezug den kompletten Hafen in Schutt und Asche. Aufgrund dieses Desasters heftet sich Hauptmann Gregor Dandolo an ihre Fersen, um sie zur Strecke zu bringen. Da ist er nicht der Einzige, auch ihr Auftraggeber macht Jagd auf sie. Denn Sancia ist nun im Besitz eines wertvollen Gegenstandes. Als sie feststellt, dass der gestohlene Gegenstand ein Schlüssel ist, mit dem man jedes Schloss öffnen kann, ist ihr klar, dass sie aus der Stadt fliehen muss, wenn sie überleben will…

Der Autor Robert Jackson Bennett entwirft in „Der Schlüssel der Macht – Die Diebin“ ein spannendes Universum. Wir befinden uns in einer Stadt, die von vier Handelshäusern regiert wird. Diese leben in abgeriegelten Stadtteilen, die man nur mit einer Schlüsselkarte betreten kann. Innerhalb dieser vier Zonen herrscht Reichtum, Macht sowie Gesetz und Ordnung. Doch in der restlichen Stadt leben die Bewohner im Elend, ohne Gesetze oder Schutz. Sie hungern, haben kein Wasser zum Waschen und ihr Leben ist ein Kampf ums Überleben. Die Reichen erhalten ihre Macht mit Hilfe einer besonderen Form von Magie, die hier „Skriben“ genannt wird.

Lang und ausführlich widmet sich der Autor der Frage, was Skriben sind, wie sie entstehen, was sie bewirken. Diese Ausführungen sind zum Teil sehr technisch und zudem recht ausufernd. Diesen Teil des Buches hätte der Autor gerne kürzer halten können, da er mich damit regelmäßig gelangweilt hat. Generell neigt Robert Jackson Bennett immer wieder dazu, einzelne Szenen enorm in die Länge zu ziehen, was dem Geschehen Spannung nimmt.

Am besten hat mir gefallen, dass der wertvolle Schlüssel, einen Namen hat, nämlich Clef, und dass er sich mit Sancia unterhalten kann. Ihm ist sofort mein Herz zugeflogen. Zu Beginn der Unterhaltungen zwischen den beiden, wird es immer wieder amüsant, aber auch interessant. Denn über Clef erfahren wir viel Neues über seine Fähigkeiten und wo sie herkommen. Denn die jetzige Welt ist auf den Trümmern einer untergegangenen Kultur aufgebaut worden. Das Wissen der alten Kultur war verloren gegangen und erst eine Ausgrabung hat Bruchstücke davon wieder zutage gefördert. Auf die Art und Weise verklärt der Autor die alte Kultur, macht sie mächtig und mich als Leserin sehr neugierig auf die vergangene Welt.

Nach und nach finden Sancia und Clef Mitstreiter, die sich oft erst nach und nach die Sympathie des Lesers erarbeiten müssen. Doch nach einiger Zeit war ich froh, dass Sancia so tolle Unterstützung hat.

Die Figuren und die Welt, die der Autor erschafft, haben mir super gefallen. Geärgert habe ich mich immer wieder, dass der Schriftsteller eine Welt mit bestimmten Gesetzen und Normen schafft, an die er sich jedoch selbst nicht konsequent hält. Ab und an erklärt er im Nachhinein, wieso eine Figur sich entgegen der geschaffenen Gesetzmäßigkeiten verhalten kann. Doch ich bin auch immer wieder über Szenen gestolpert, in denen mir ein unlogisches, den Regeln der geschaffenen Welt widersprechendes Detail aufgefallen ist. Hier habe ich mich dann gefragt, ob dem Autor ein Fehler unterlaufen ist oder ob er davon ausgegangen ist, dass dies schon niemandem auffallen wird und warum ihn sein Lektorat nicht darauf hingewiesen hat. Gerade zum Höhepunkt der Geschichte fand ich das sehr auffällig und ärgerlich.

Dennoch bin ich schon sehr gespannt auf den zweiten Teil und den Fortgang der Geschichte. Allerdings hoffe ich, dass diese kurzweiliger, weniger technisch und ohne logische Fehler erzählt wird.