Rezension

Ein Krimi muss nicht immer von düster dreinblickenden Ermittlern erzählen

Mordsmäßig angetrunken -

Mordsmäßig angetrunken
von Saskia Louis

Eine Leiche zu Karneval

In Köln ist Karneval. Eine Zeit, in der man als Kölscher Jeck auf alles Mögliche gefasst sein muss. So verwundert es kaum, dass Louisa Manu ausgerechnet bei einem Umzug ein totes Funkenmariechen buchstäblich vor die Füße fällt. Und genauso wenig erstaunt es den Leser, dass die hobbymäßig ermittelnde Floristin mit eigenem Laden ihre Nase in die Lösung des Falles steckt und versucht mitzumischen. Trotz der Warnungen ihres Lebensgefährten Josh Rispo, sich nicht einzumischen, kann sie es eben einfach nicht sein lassen. Ganz „nebenbei“ muss sie sich auch noch mit Trudis Blitzhochzeit beschäftigen, ihre schwangere Schwester dazu bewegen, den Kindsvater von seinem Glück zu unterrichten und den Frieden in der Familie Rispo wieder herstellen. Lou hat also als Käse verkleidet allerhand zu tun und kommt nicht zum Feiern.

Meine Meinung:

Ich kannte bislang keinen der Louisa Manu Bände, bin aber trotzdem gut in die Geschichte hineingekommen. Die Autorin hat immer wieder Hintergrundhinweise platziert, sodass man sich schnell und gut zurechtfindet. Der leichte, lockere Schreibstil führt den Leser unterhaltend durch die Ermittlungen, wobei Lou allerhand Missgeschicke widerfahren. Die waren, mir vor allem im ersten Teil, manchmal ein wenig zu viel Slapstick. Andererseits traue ich den kölschen Jecken viel zu. Auch die peinlichen Fettnäpfchen und tollpatschig wirkenden Schlamassel, in die sich Lou immer wieder selbst hineinmanövriert.

Der Autorin gelingt es trotz allem einen Spannungsbogen aufzubauen und zu halten und ihre Leser in die Irre zu führen. Denn den oder die TäterIn hatte ich nicht auf dem Schirm. Das Ende hat mich überrascht.

Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und bildhaft beschrieben, man kann sich die Protagonisten und Situationen sehr gut vorstellen, lebt in der Geschichte regelrecht mit und fühlt sich zugehörig. Ganz so, als ob man an Lous´ Seite stünde.

Mit dem rheinländischen Karneval kann ich persönlich nicht so viel anfangen. Ich bin eher in der schwäbisch-alemannischen Fastnacht bewandert. Trotzdem habe ich durch die Erzählung einiges erfahren, was mich erstaunt hat. Ich wusste beispielsweise bislang nicht, dass es eine Nubbelverbrennung gibt, die der süddeutschen Fastnachtsverbrennung ähnelt.

Fazit:

Einerseits war mir die Situationskomik etwas zu heftig und übertrieben, andererseits ist das Buch aber gerade deshalb lesenswert. Saskia Louis beweist, dass ein Krimi nicht immer von bierernst und düster dreinblickenden Ermittlern erzählen muss. Lou, die ermittelnde Blumenhändlerin, erinnert in vielen Passagen an die gute alte Miss Marple. Und wenn ich jetzt auch nicht schallend gelacht habe, für ein Schmunzeln hat es bei mir immer gereicht.

Meine Leseempfehlung:

Wer auf Cosy Crime mit Agatha Christie Anstrich steht, ist bei Saskia Louis´ Geschichte über Louisa Manus Erlebnisse gut aufgehoben. Es ist von allem ein bisschen vorhanden: Es gibt eine Leiche, polizeiliche Ermittlungen, Spannung mit humorvollem Augenzwinkern und Lokalkolorit.

Einen Stern Abzug gibt es von mir lediglich für die etwas übertriebenen Slapstick Aktionen. Aber die sind subjektiv zu sehen und reine Geschmackssache.