Rezension

Ein gutes Ende einer außergewöhnlichen Geschichte

Gray Kiss - Michelle Rowen

Gray Kiss
von Michelle Rowen

Bewertet mit 4 Sternen

Mein Kuss kann töten
Ich bin Samantha, eine Gray . Ein entsetzlicher Hunger brennt in mir, und um ihn zu stillen, muss ich küssen. Als der Fluch begann, habe ich Seelen geraubt jetzt bringe ich den Tod. Nur bei einem wirkt dieser grausame Zauber nicht: Bei Kraven, einem Dämon. Dabei ist er der Bruder von Bishop, den ich wirklich will, aber nicht haben darf. Denn Bishop ist ein Engel mit sterblicher Seele. Verliebt in einen Engel, geküsst von einem Dämon, gefangen zwischen zwei Brüdern das ist erst der Beginn meiner Probleme! Denn immer mächtiger werden in mir die übernatürlichen Kräfte. Plötzlich kann ich in Bishops Vergangenheit schauen. Und was ich dort sehe, raubt selbst mir, einer Gray , den Atem.

Ich habe mich sehr gefreut, als ich sah, dass die Fortsetzung von Dark Kiss noch dieses Jahr erscheinen soll. Nachdem mich Michelle Rowen schon einmal in ihre ungewöhnlich neue Welt, voller unverbrauchter, frischer Ideen entführt hat, war ich mich sicher, dass sie mich auch diesmal positiv überraschen würde.

>>Auf alle, die mich nicht kennen, wirke ich wie eine ganz normale Siebzehnjährige. Doch ich habe keine Seele mehr, deshalb bin ich eine Gray - ein Wesen, das die Fähigkeit besitzt, einem anderen durch einen Kuss die Seele zu stelen.<< (S.10)

Doch leider schaffte es die Autorin dieses Mal nicht meine Erwartungen ganz zu erfüllen. Das lag vielleicht daran, dass mir Samantha von Zeit zu zeit immer anstrengender wurde. Während sie noch am Anfang ziemlich damit zu kämpfen hat, dass sie im ersten Teil ihrer Geschichte noch keine Lösung für ihr Problem gefunden hat, eine Tatsache, die mich auf keinen Fall kalt ließ, rutscht sie während dem weiteren Verlauf der Geschichte immer weiter in die Schiene der kleinen nervigen Gray, die nicht weiß was sie will.

>>Es war für mich zu einem drängenden Bedürfnis geworden, ihr Geheimnis zu lüften, wie und warum einer von ihnen ein Engel und der andere ein Dämon geworden war.<< (S.53)

Irgendwann hatte ich dass Gefühl, dass es ihr wichtiger erschien etwas über Bishops Vergangenheit herauszufinden, als um eine eigene Zukunft für sich zu kämpfen. Ich weiß nicht, was mich mehr gestört hat - die Verbissenheit mit der Samantha versucht auch nur das kleinste Detail über den Engel herauszufinden, oder seine sture und abweisende Haltung dem Thema gegenüber.

Dabei merkt der Leser doch gleich, dass es zwischen den beiden eindeutig knistert und das, im wahrsten Sinne des Wortes. Umso nervenaufreibender sind dann ihre Diskussionen und Streitereien über Nichtigkeiten und das nur, weil beide nicht zu ihren Gefühlen stehen können und jeder von ihnen ein Sturkopf ist. Aber diese Spannung zwischen Samantha und Bishop ist ein wichtiges Detail dieser Geschichte und wird konsequent und die ganze Zeit über aufrecht erhalten.

Dabei vergisst die Autorin aber nicht ihren einzigartigen Humor - man müsste es eher Sarkasmus nennen - der sowohl den ersten, als auch den zweiten Teil eindeutig Pluspunkte beschert. Die Kommentare, sowohl von Samantha, als auch von einigen der Teammitglieder, sind oftmals so bissig und sarkastisch, dass man als Leser gar nicht anders kann, als zu schmunzeln. Denn die Art, wie sie sich gegenseitig auf die Schippe nehmen gibt der ganzen Geschichte ihre verlorene Leichtigkeit wieder.

>>"So ein Pech. Du kannst alles haben, bist aber so allein. Schnief, schnief. Vielleicht solltest du dir einen Goldfisch anschaffen?" << (S.224)

Außerdem werden nun endlich alle Fragen beantwortet, aber nicht einfach nur so, denn es ist wie ein Feuerwerk an Antworten. Immer wieder schießt Michelle Rowen mit Antworten nur so um sich, aber dabei so actionreich und dramatisch, dass mir oftmals die Luft wegblieb. Zudem muss man schmerzhafte Verluste hinnehmen, wenn man dieses Buch liest. Ein weiterer Beweis dafür, dass die Autorin keine seichte Liebeslektüre schreiben wollte, sondern einen fantastischen Roman, in dem es zur Sache geht.

Für alle, die schon den ersten Teil kaum aus den Händen legen konnten ist der zweite Teil ein absolutes Muss, um endlich die Antworten auf alle Fragen zu bekommen. Zwar hat dieses Buch ein, zwei kleine Schwächen, aber wenn man einmal davon absieht, hat mich die Geschichte trotzdem wieder gefesselt und in ihren Bann gezogen.