Rezension

Eher nicht gut

Soul Seeker - Vom Schicksal bestimmt - Alyson Noël

Soul Seeker - Vom Schicksal bestimmt
von Alyson Noël

Bewertet mit 1 Sternen

Eye-Candy: 
Ich nehme an, dass die kleinen Vögel Raben darstellen sollen. Da Raben in diesem Buch eine wichtige Rolle spielen, ist ihr Auftauchen auf dem Cover gerechtfertigt. Warum das Mädchen in der Schwebe ist und warum sie rötliches Haar hat, das ist mir unklar. Die Protagonistin in diesem Buch hat dunkles Haar und ist exotisch angehaucht, da das Buch auch esoterische Züge aufweist, finde ich das englische Cover viel passender. Genauso finde ich es zum Buch passender, dass der Originaltitel "Fated" heißt, also "vom Schicksal bestimmt".

Inhalt: 
Beim besten Willen kann ich den Inhalt nicht wiedergeben, ohne mich über das Buch lustig zu machen.

Meine Meinung:
Das ist eines dieser Bücher, von denen man einfach weiß, dass man sie entweder liebt oder hasst. Zum einen lag das daran, dass ich mit der Schreibweise der Autorin bekannt bin. Ich weiß, dass sie es eigentlich drauf hat, dass sie aber nicht sehr spannend schreibt und sich schon mal in Details verlieren kann. Die Evermore-Reihe der Autorin habe ich beinahe komplett gelesen. Nur beinahe, da ich die beiden letzten Bände einfach nicht runterwürgen konnte. Dass ich die Reihe überhaupt so weit gelesen habe, liegt nur daran, dass ich irgendwie, als ich mal zu viel Zeit hatte damit angefangen habe und sie dann auch beenden wollte. Alle, die die Reihe gelesen haben, werden wohl verstehen, warum ich die Nase voll hatte. Dieses ständige Hin und Her zwischen Ever und ihrem Love Innteresst (sein Name fällt mir nicht ein), wurde mir einfach zu viel. Am Anfang war die Reihe jedoch sehr spannend, das räume ich gerne ein.

Ich sollte es eigentlich besser wissen, doch dann habe ich dennoch zu Soul Seeker gegriffen, als ich es als Mängelexemplar in der Buchhandlung entdeckt habe. Der Klappentext hat mich auch neugierig gemacht. Um ehrlich zu sein, mein Hauptgrund für den Kauf war: Ein Hardcover, nigelnagelneu für so wenig Geld! (Shoppen mit Logik, nicht bei mir.)
Seit dem Kauf gammelt das gute Stück bei mir im Regal herum, bis die liebe Sonja für mich entschieden hat, dass ich es bezüglich des Buchkaufverbots lesen soll. Gesagt, getan.

Das Buch wird aus der Ich-Perspektive von Daire erzählt. Sie ist sechzehn Jahre alt, lebt mit ihrer alleinerziehenden Mutter, ihr Vater ist vor ihrer Geburt gestorben und sie sieht merkwürdige Gestalten. In den unmöglichsten Situationen bleibt für Daire die Zeit stehen. Währendessen sieht sie diese Lichtgestalten, die sie versuchen zu sich zu locken, Krähen stürzen sich auf sie und sie fällt in Ohnmacht. Wenn sie wieder aufwacht, heißt es, dass sie weggetreten war, die Kontrolle über sich verloren hat und Menschen um sich herum verletzt hat. Obwohl Daire keines dieser typischen Protagonistinnen ist, hat sie dennoch einige Anzeichen dafür. Sie wird als ganz annehmbar beschrieben, so annehmbar, dass alle Typen die ihren Weg kreuzen auf sie abfahren. Aber Daire steht über solchen Dingen, meistens jedenfalls. Denn eigentlich hat sie einen Traummann, den sie sprichwörtlich in ihren Träumen sieht. Als sie dem Traummann begegnet, reagiert sie so, wie jedes normale Mädchen: Völlig irrational und übertrieben.
Was mich am meisten an Daire gestört hat, ist ihre schrecklich-pubertäre Art. Sie ist 16, schon klar, aber muss sie so nervig sein? Wenn sie ihren Willen nicht bekommt, dreht sie durch. Außerdem reagiert sie nicht nachvollziehbar. Ihr wird mit der Klapse gedroht, da sie diese Ausraster hat und was macht sie? Sie besteht darauf, dass ihre Visionen echt sind. (Weil wir alle in ihrer Situation die Wahrheit sagen würden, auch wenn diese Wahrheit uns in die Geschlossene bringen würde.)

Die anderen Charaktere sind alle langweilig. Hier wird nicht mit Klischees gespart. Der Love Interesst, hat seidiges längliches Haar; der Böse ist gleichzeitig charmant, beliebt und sehr gut aussehend; dann dieses soapmäßige Zwillingssache …

Das Buch fängt mit der Bedeutung der verschiedenen spirituellen Leittieren an. Wenn man mit Fantasy vertraut ist, sind die Bedeutungen nicht wirklich neu. Beispiel: Rabe = Magie, mysteriös; Kojote= Hinterhältig, witzig usw.

Genau so enttäuschend geht es weiter mit dem Prolog. Sofort wird man mit fantasytypischen Floskeln beworfen. Dinge wie "Eine Enkeltochter, deren Schicksal lange vorherbestimmt war" (S.15). Oder "Geburtsrecht" (S.16), wo sind wir, im fünfzehnten hiarchischen monarchistischen Jahrhundert? Dann ganz dramatisch "Das ungeborene Kind hielt das Schicksal der ganzen Welt in seinen Händen" (S.16).
Muss man auf diese Klischees bestehen? Kann man das Klischee nicht wenigstens weniger melodramatisch einpacken?

Wie kann man Leser noch vergraulen? Indem man alles, was ein etwas erfahrener Leser gelesen hat, ihm erneut serviert. Sorry, zuerst zerkaut, runterschluckt, halb verdaut und dann wieder hervorwürgt.

Was am schlimmsten und beinahe schon Lesefolter gleichkam: Die Dialoge, die sich über mehrere Seiten hinziehen und eher Monologe sind. Dem Leser wird auch hier alles auf dem Silbertablett präsentiert. Klar, denn der Leser kann ja auch 1+1 nicht zusammenzählen und muss alles vorgekaut bekommen. Dass so null Spannung aufkommt und der Leser vor lauter Infodump halb über dem Buch zusammenbricht, das macht nichts.

Während ihre Evermore-Reihe wenigstens stilistisch nicht ganz so schlecht war, hat man hier die ganze Zeit über das Gefühl hingehalten zu werden und das Gleiche zu lesen. Ein Beispiel: "Ich mache große Augen", "Ich starre sie mit großen Augen an", "Ich bin frustriert" (S. 252 & 253). Wenn ich große Augen mache, weiß ich das auch immer. Ich schreibe dann in mein Tagebuch "Ich machte große Augen". Warum Gefühle zeigen, wenn man sie auch einfach betiteln kann. Ich bin traurig. Ich bin glücklich. Ich bin frustriert. Ich bin geschockt. Das ist sehr spannend zu lesen, damit kann sich der Leser identifizieren.
Das ist jetzt nur ein Beispiel, aber im Buch kommen lauter Textstellen, die in der Art geschrieben sind.

Außerdem sind so ziemlich ALLE Charaktere extrem exotisch. Sie sind lateinamerikanisch; latino-isch; haben aber farbige Augen, rezessive Genmerkmale setzten sich anscheinend immer wieder durch, aber hey, nichts ist unmöglich und alles Seltene trifft sich in einem kleinen Kaff in New Mexico, denn das ist total realistisch.

Natürlich hält die gute Prota ständig die Luft an und merkt das nicht. Klar, wer braucht schon Luft? Sauerstoff wird eh überbewertet.

In der Kürze liegt die Würze: 
Flach, flacher, dieses Buch; unorginell; ohne Spannung; lange, nichtssagende Dialoge; stereotypische Charaktere.

Bewertung:  
Überraschender Weise hat mir das Buch überhaupt nicht gefallen (Ironie). Wenn es nicht mein Pflichtbuch gewesen wäre, hätte ich es abgebrochen und niemals zuende gelesen. Alyson Noel ist einfach nicht mein Bier, das weiß ich jetzt. ♥ Herzchen, da niedriger nicht möglich.