Rezension

Die Suche - keine Offenbarung

Die Suche
von Nick Louth

Bewertet mit 2 Sternen

 Bei dem Buch „Die Suche“ von Nick Louth handelt es sich um die Übersetzung des 2007 erschienen englischen Thrillers „Bite“. „Die Suche“ erscheint im Mai 2015 im Ullstein Verlag als Taschenbuch. Der Autor ist Wissenschaftsjournalist und ehemaliger Auslandskorrespondent von Reuters und lebte unter anderem selbst in Amsterdam, wo er bei einem Mediziner-Kongress auf das Thema Malaria und das fehlende Forschungsinteresse an dieser Krankheit durch die Pharmafirmen aufmerksam wurde.

Das Cover ist in Schwarz-weiß gehalten, ein Männergesicht ist von der Nase aufwärts zu sehen. Wie in Leuchtbuchstaben zieht sich ein neongelber, höher geprägter Schriftzug mit dem Buchtitel durch das Bild. Die Broschur und Bindung sind von guter Qualität, das Buch sieht nach einmaligem Lesen noch gut aus, nur ein Knick am Buchrücken verrät, dass es bereits gelesen wurde, den konnte ich nicht verhindern.
Die Handlung beginnt in einem Jumbojet in der Touristenklasse auf dem Weg von New York nach Amsterdam. Max ist einer der Passagiere auf diesem Flug und freut sich auf ein Wiedersehen mit seiner Freundin Erica. Neben Max sitzt ein Mann, der sich etwas seltsam verhält und der im Laufe des Fluges Pillen fallen lässt. Das Wiedersehen in Amsterdam mit Erica ist herzlich, beide freuen sich. Max wird eine neue Ausstellung seiner Werke eröffnen, Erica ist ein Durchbruch in der Malariaforschung gelungen, den sie auf einem Kongress der Weltöffentlichkeit bekannt geben will. Einen Tag vor dem Vortrag verschwindet Erica jedoch aus dem Hotelzimmer und wurde zuletzt mit einem Mann in einem Cafe gesehen. Max begibt sich auf die Suche nach Erica. Hier verlaufen dann zwei Handlungsstränge parallel. Die Geschichte von Max wird von einem allwissenden Erzähler erzählt, den zweiten Handlungsstrang bilden Ericas Forschungstagebücher aus den 1990er Jahren, als sie in Afrika war. Bei seiner Suche nach Erica wird Max von der Polizei nicht ernst genommen und selbst als Verdächtiger verhaftet – und schlittert im Laufe der Handlung immer tiefer in kriminelle Machenschaften. Wie bei solchen Thrillern üblich, laufen die beiden Handlungsstränge dann am Ende zusammen. Mehr möchte ich von der Handlung nicht vorwegnehmen.

Was mich überhaupt nicht anspricht, ist das Cover des Buches, danach hätte ich sicher nicht im Handel gegriffen, da ich einen blutrünstigen Thriller erwartet, die ich meist nicht so gern lese. Durch den Klappentext kann man aber auf einen Medical Thriller schließen, so etwas ist voll mein Ding. Ich habe ein Buch von Kaliber von „Hot Zone – Tödlicher Virus aus dem Regenwald“ erwartet, und wurde leider total enttäuscht. In diesem Buch geht es nicht nur um Medizin, sondern zumindest ebenso viel, wenn nicht sogar mehr, um Politik, Korruption und Unterwelt – was jetzt nicht so ganz mein Beuteschema darstellt.
Malaria kenne ich als Thema eines Thrillers noch nicht und finde es sowohl spannend als auch zeitgemäß. Gut finde ich auch, dass der Autor sich fachlich auskennt und diese Kenntnis gut in seinem Buch umsetzt, das vom wissenschaftlichen Stand und den technischen Möglichkeiten im Jahr 2007 auf jeden Fall zeitgemäß und gut konstruiert war. Das ist leider auch schon der einzige positive Punkt, den ich in diesem Werk finden kann.
Mit Erica habe ich meine Projektionsfläche gefunden, mit ihr konnte ich mich zumindest zu Beginn der Handlung gut identifizieren, leider finde ich jedoch den Schreibstil ihrer Forschungstagebücher nicht ausreichend packend, hier kommt bei mir so gut wie keine Spannung auf. Auch im anderen Teil der Handlung ist mir zu viel Beschreibung und zu wenig Action, bei parallel verlaufenden Handlungssträngen hätte ich den einen oder anderen Cliffhänger erwartet, und wurde hier enttäuscht. Kaum Spannung, viel Beschreibung, und eine zumindest zwischendurch sehr konstruierte Handlung. Der Showdown ist gelungen, aber das hätte man auch in 250 Seiten wesentlich spannender und packender schreiben können. Vielleicht liegt dieser Mangel an Spannung allerdings auch an der Übersetzung.
Schade finde ich, dass es 8 Jahre bis zur deutschen Übersetzung gedauert hat und viele gesellschaftliche und medizinische Entwicklungen der letzten Jahre daher nicht vorkommen und man das Buch bewusst unter diesem Gesichtspunkt lesen muss.
 

Fazit: Ich hätte gerne auch den tollen, spannenden und packenden Thriller gelesen, den andere RezensentInnen dieses Buches anscheinend in den Händen hielten. Wäre dieses Buch kein Rezensionsexemplar, hätte ich nach 100 Seiten abgebrochen und ein anderes Buch gelesen. Im Rückblick kann ich sagen: wer nach 100 Seiten nicht gefesselt ist, kann sich den Rest getrost sparen.