Rezension

Brillantes Must-Read, nicht nur für Fantasy-Fans

Scholomance – Tödliche Lektion -

Scholomance – Tödliche Lektion
von Naomi Novik

Bewertet mit 5 Sternen

Höchst gelungener Reihenauftakt, der vom ersten bis zum letzten Wort überzeugt

Was passiert, wenn man Bücher wie „Harry Potter“ und „Tribute von Panem“ vermischen würde? Vermutlich würde eine Reihe wie „Scholomance“ daraus entstehen. Egal ob ihr jetzt schon begeistert seid, oder eher vorsichtig, was Fantasy angeht, empfehle ich euch, weiterzulesen und einen Blick auf dieses Buch zu werfen. Es lohnt sich…

Aber wo fange ich nur an?! Als erstes sollte man wisse, dass die Scholomance eine Art Internat ist, seine Schüler sind Hexen und Zauberer. Vom 9. Bis 12. Schuljahr leben und lernen sie auf der Scholomance, völlig abgeschieden vom Rest der Welt. Ein Entkommen gibt’s erst durch die Abschlussprüfung nach der 12. Klasse- wenn man es denn überhaupt bis dahin schafft und nicht vorher schon einen frühen Tod stirbt.

Denn die Scholomance steckt voller Mals, die kann man sich etwa vorstellen wie Monster. Ihr einziges Ziel ist es, die jungen Hexen und Zauberer umzubringen. Das Ziel der Scholomance ist es, die Schüler gegen dies zu wappnen. Alles, was man in dieser Schule lernt, hat irgendetwas mit Zauberei und Magie zu tun.

Das sollte soweit genügen, um ein ungefähres Bild zu haben. Ich halte mich bewusst so knapp wie möglich, denn um alles zu verstehen, sollte man das Buch selbst lesen. Und ihr werdet sehen, es kommen noch so viel mehr Details und Feinheiten dazu. Ich möchte an der Stelle deshalb schon einmal festhalten, was für eine beeindruckende Leistung die Autorin mit Blick auf ihr großartiges World-Building erbracht hat.

Aber das werdet ihr selbst schnell merken, wenn El euch in ihre Welt mitnimmt. Wer El ist? Die Protagonistin dieser Reihe und wahrscheinlich die coolste, die man sich vorstellen kann. In jeder Hinsicht ist El eine beeindruckende Figur: Mutig und tapfer, begabt und doch genügsam, clever, fit und scharfsinnig. Ob man sich in so einer Heldin nun wiedererkennen kann oder nicht, man hat kein Problem sich in sie hineinzuversetzen. Und noch leichter fällt es einem, El von Anfang an gern zu haben. Wofür ich sie übrigens am meisten liebe, ist ihr Humor: absolut trocken und von Sarkasmus nur so triefend.

Es ist kurz vor Schuljahresende, bald kommt El also in die Abschlussklasse. Doch das ist sehr beängstigend, weil man nur eine Chance hat, sie bestehen zu können, sprich sie zu überleben, wenn man Teil eines Bündnisses mit anderen Schülern ist. Was bei El nicht der Fall ist, da sie ihre Zeit auf dem Internat bisher eigentlich nur damit verbracht hat, andere (auf die unhöflichste Weise) auf Abstand zu halten. Ein Plan muss her, damit sie die anderen von ihrer beeindruckenden Zauberkraft in Kenntnis setzen kann.

Problem: El ist zwar unfassbar mächtig, aber verbietet ihr Gewissen es ihr praktisch, ihre Kraft auszunutzen. Und dann wäre da noch Orion, der ihr jede Chance vermasselt, weil er ihr ständig das Leben rettet und sie so nie dazu kommt, sich selbst zu beweisen…

Orion ist die wichtigste Nebenfigur des Buches, eher sogar der Antagonist. Ich hatte ihn sofort gerne, wegen seiner unerwartet unbeholfenen Art, für die man ihn einfach lieben MUSS. Dennoch bleibt er lange ein Rätsel, dessen Lösung ihr selber herausfinden solltet;-) Wobei es im zweiten Band wohl noch spannender wird, was Orion angeht. Aber alles was ihr soweit zu ihm wissen müsst: Orion ist großartig.

Nun ist mir noch wichtig, ein wenig über den Schreibstil zu sprechen, weil er einzigartig ist. Das Buch wird komplett von El erzählt, und wie erwähnt, sie ist absolut sarkastisch. Also, Überraschung, so ist auch der Schreibstil. Eigentlich sollte man meinen, der Alltag, das Leben auf der Scholomance sollte beängstigend wirken. Schließlich muss man als Schüler dort mehr als nur vorsichtig sein: Im Essen, dem Abfluss, der Dusch, unterm Bett, an der Decke- überall lauert tödliche Gefahr. Aber El erzählt das so beiläufig, dass man es nach weniger Seiten einfach als normal empfindet. Mehr noch: Man muss sogar darüber lachen, denn Els Erzählungen sind einfach urkomisch.

Und darüber hinaus habe ich quasi jedes einzelne Wort von ihr verschlungen, es mir aber gleichzeitig auf der Zunge zergehen lassen. Zugegeben, der Schreibstil ist definitiv anspruchsvoll. „Kopfloses“ lesen kann man vergessen, man muss ständig hochkonzentriert bei der Sache sein. Aber das fällt eigentlich gar nicht schwer, weil das Buch einfach so interessant ist. Und eine Sorte für sich. Ich meine, dass hier ist ein Fantasy-Roman, man erwartet also extreme Spannung. Aber so ist Scholomance nicht. Zurecht, weil es durch anderes überzeugt. Sicherlich, man merkt, dass die Spannung im Laufe der Story zunimmt, aber sie ist es nicht, was das Buch ausmacht.

Vielmehr hängt man wie gebannt an Els Lippen. Etwa, wie wenn man dem scheinbar allwissenden Großvater zuhört, der soviel gesehen und gehört hat, dass er tausende Geschichten zu erzählen hat. So ist das auch bei El. Sie überschüttet einen mit Wissen, und schweift dabei auch gern mal ab. Sie ist zum Beispiel auf dem Weg in die Bibliothek, schweift in ihrer Erzählung dann aber für 5 Seiten zu einem Bericht über ein Staubkern unter ihrem Bett ab. Aber das macht einem gar nichts aus, weil man alles, was man liest in sich aufsaugt, als wäre man ein Schwamm. Komischer Vergleich, aber ich möchte damit einfach sagen, wie brillant das Buch geschrieben ist.

Besonders ist übrigens auch der Schluss. Ein Fantasyroman endet meist gerade an der spannendsten (Kampf)Szene des ganzen Buches, ein fieser Cliffhänger also. Und ja, Scholomance hat einen Cliffhänger, aber er ist eher… angenehm. Man merkt, dass die Stimmung in Band 2 eine andere sein wird, freut sich schon darauf, aber das Ende ist auch für alle, die Cliffhänger nerven, annehmbar;-)

Fazit:

Eigentlich bin ich nicht besonders verrückt nach Fantasy-Büchern. Aber wenn ich dann mal eines entdecke, das mich interessiert, ist es um mich geschehen. Und so war es auch bei Scholomance. Ich bin unfassbar froh, diesen ersten Band der Reihe gelesen zu haben, denn jeder, der das nicht tut, verpasst auf jeden Fall etwas. Außerdem habe ich schon das Gefühl, eine neue Lieblingsreihe entdeckt zu haben und kann daher kaum erwarten, dass der nächste Band erscheint. Bis dahin werde ich höchstwahrscheinlich Band 1 noch ein paarmal lesen, und das möchte ich euch auch empfehlen: Lest dieses Buch. Für mich ist es ein absolutes 5-Sterne-Highlight und Lieblingsbuch.